6 Fragen an Dekan Gerhard Herndl (2014-16)

Ab 1. Oktober 2014 folgt Gerhard Herndl seinem Vorgänger Horst Seidler als Dekan der Fakultät für Lebenswissenschaften. Im Interview erzählt der Meeresbiologe über die Herausforderungen seiner neuen Funktion.

1) Welche Erwartungen haben Sie an Ihre neue Position?
Ich hoffe die Fakultät für Lebenswissenschaften in ihrer Vielfalt weiterhin gedeihen lassen zu können. Wichtig ist mir die Einbindung aller Zentren in die Anforderungen, die an die Fakultät herangetragen werden. Ich erwarte mir eine arbeitsreiche aber spannende Zeit.

2) Was sehen Sie als größte Herausforderung an?
Die größte Herausforderung wird sein, bei knapper werdenden Budgets sicherzustellen, dass der gegenwärtige Lehr- und Forschungsbetrieb nicht nur aufrecht erhalten werden kann, sondern durch sorgsame Maßnahmen weiter gestärkt wird. Wir müssen versuchen mögliche Synergismen im Forschungsbetrieb zu identifizieren und zu stärken, um die verfügbaren Personal- und Geräte-Ressourcen noch besser zu nutzen. Vorrangiges Ziel muss sein, das gegenwärtige Betreuungsverhältnis von Lehrpersonal zu Studierenden deutlich zu verbessern.

 

BIOGRAPHISCHES:

 

Gerhard Herndl, geboren 1956 in St. Pölten, Österreich, promovierte 1982 in Zoologie, Universität Wien, anschließend Postdoc an der University of California, San Diego, Scripps Institution of Oceanography (SIO), USA. 1993 Habilitation, Fakultät für Naturwissenschaften, Universität Wien. 1994–1997 Univ.-Assistant in der Abteilung Meeresbiologie, Institut für Zoologie der Universität Wien. 1997–2008 Leiter der Abteilung Biologische Ozeanographie am Netherlands Institute for Sea Research (NIOZ), Niederlande. 1999–2008 Professor für Biologische Ozeanographie, Universität Groningen, Niederlande. Seit Oktober 2008 Universitätsprofessur für Meeresbiologie / Aquatische Biologie, Department für Meeresbiologie, Universität Wien. Wichtige Preise und Auszeichnungen: 1982: Theodor-Körner-Preis, 2006: Euroceans Roland Wollast Award for Scientific Achievements in Marine Science in Europe, 2011: ERC Advanced Grant und Wittgenstein-Preisträger.


3) Wo sehen Sie die Universität Wien in zehn Jahren, und was ist auf dem Weg dorthin wichtig?

Die Universität Wien definiert sich als Forschungsuniversität. Das bedeutet, dass sich die Universität Wien verstärkt neuen Forschungsfeldern öffnen muss, wobei die Bedürfnisse nach anspruchsvollen Instrumenten weiter steigen werden. Langfristig werden Großgeräte sicher weniger in einzelnen Departments stehen, sondern in Zentrallabors, wie es sie ja schon ansatzweise an der Universität Wien gibt. Dieser Trend wird sich sicher in den nächsten Jahren verstärken. Wichtig wird auch eine intensivere wissenschaftliche Interaktion zwischen den Fakultäten werden, um inter- und multidisziplinäre Forschung voranzutreiben.

4) Ihr wissenschaftliches Vorbild?
Mein wissenschaftliches Vorbild ist mein langjähriger Lehrer und Förderer, Jörg Ott und Farooq Azam, bei dem ich eine wunderbare Zeit als Postdoc am Scripps Institution of Oceanography, San Diego, verbrachte.

 

 BLICK INS FOTOALBUM:

 

 

Das Foto stammt aus meiner Zeit als Vertragsassistent an der damaligen Abteilung für Meeresbiologie der Univ. Wien. Ich begann damals die Mikroorganismen auf dem Meeresschnee der Nordadria zu studieren. Das Foto entstand im Sommer 1990 auf der Rückkehr von einem Tauchgang, bei dem Meeresschnee im Golf von Triest gesammelt wurde.

 

 

 


5) Ihr Lieblingsplatz an der Universität Wien?

An meinem Schreibtisch im Department für Limnologie und Bio-Ozeanographie. Der ist zwar unaufgeräumt, aber bietet wunderbar Platz, um mit meinen Mitarbeitern über wissenschaftliche Probleme, Versuchsanordnungen und gewonnene Daten zu diskutieren.

6) Welches Buch liegt zurzeit auf Ihrem Nachtkästchen?
"Republik ohne Würde" von Armin Thurnher. Sehr lesenswert!