"Research is a journey" – Das Studienprojekt "Akademische Kulturen"

Bedeutende Veranstaltungen werfen ihre Schatten bekanntlich stets voraus. So auch das 650-Jahr-Jubiläum der Universität Wien. Die Geburtstagsfeierlichkeiten waren Anlass, am Institut für Europäische Ethnologie im Sommer 2014 ein zweisemestriges Studienprojekt über Akademische Kulturen durchzuführen.

Unter der Leitung von Institutsvorständin Brigitta Schmidt-Lauber, die von den Tutorinnen Raffaela Sulzner und Alexandra Rabensteiner unterstützt wurde, machten sich die 15 Kurs-TeilnehmerInnen im Rahmen des Studienprojekts "Akademische Kulturen" zunächst daran, sich über Lektüren in das Thema einzuarbeiten und darauf aufbauend Ideen für die eigenen Projekte zu finden. Schnell wurde deutlich, dass sich diese zu den Stichworten AkteurInnen, Strukturen und Räume clustern ließen, die wir der Perspektive der Europäischen Ethnologie als Kulturwissenschaft des Alltags entsprechend in ihren historischen und gegenwärtigen Kontexten praxeologisch in den Blick nehmen wollten.



In kleinen Teams arbeiteten die 15 Studierenden in dem Projekt "Akademische Kulturen" an der Realisierung der Tagung "doing university - Reflexionen universitärer Alltagspraxis", die vom 19. bis zum 21. März in Wien stattfindet.



Eine Tagung entsteht

Studienprojekte am Institut für Europäische Ethnologie sind stets auch auf Ergebnisse hin orientiert, die über den Rahmen des Projektes und produzierte Texte hinausgehen. Wir einigten uns daher darauf eine Tagung zu veranstalten und bildeten kleinere Teams, die sich den einzelnen hierfür anstehenden Aufgaben verschrieben. Die wichtigen Entscheidungen trafen wir nach vielen Stunden Diskussion und ungezählten Mails jedoch im Plenum. Hierzu zählten im Sommersemester vor allem der zeit- und mitunter auch nervenaufreibende Prozess, ReferentInnen für die Tagung zu gewinnen, ein ansprechendes Rahmenprogramm zu gestalten und eine tragfähige Finanzierung auf die Beine zu stellen. Im Wintersemester stand dann viel Feinarbeit an, hier sind die Organisation von Unterkünften für die RednerInnen und der Verpflegung für die Tagung, aber auch ganz handfeste Arbeiten wie das Bestücken der Tagungsmappen oder das Anbringen der Tagungsplakate dominierend gewesen.

"doing University – Reflexionen universitärer Alltagspraxis" (19.-21. März)


So steht am Ende dieses Prozesses die interdisziplinäre Tagung "doing University – Reflexionen universitärer Alltagspraxis" vom 19. bis 21. März, zu der ReferentInnen und TeilnehmerInnen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz anreisen werden, die ein breites Spektrum an Themen bearbeiten – dem Ziel der Veranstaltung verpflichtet, akademische Kulturen als alltägliche Praktiken zu reflektieren. Besonders spannend wird die Präsentation studentischer Projekte, die neben TeilnehmerInnen aus unserem Projekt auch StudentInnen eines Bachelor-Projektes des Instituts für Volkskunde und Kulturanthropologie der Universität Hamburg eine Bühne bieten wird.

Entwicklung eigener Forschungsarbeiten

Prozesshaft war nicht nur die Organisation der Tagung, auch unsere einzelnen Projekte entwickelten sich im Verlauf der zwei Semester. Nachdem wir unsere eigenen Themen gefunden hatten, stand zunächst der Entwurf eines Forschungskonzepts an, das in mehreren Feedback-Schleifen auf handhabbare Dimensionen gebracht wurde. Die vorlesungsfreie Zeit im Sommer wurde dann unterschiedlich genutzt: einige TeilnehmerInnen waren schon "im Feld", andere mussten sich erst hartnäckig einen Zugang erarbeiten und manche mussten sich gedulden, denn auch bei unserem Thema gibt es mitunter das Phänomen der Sommerfrische.

Hinein in die Forschung

So gestaltete sich auch das Wintersemester für die TeilnehmerInnen unterschiedlich. Manche konnten sich direkt in die Analyse stürzen, andere führten weitere Erhebungen durch. Wichtig war auch die Reflexion der Forschung als ein Prozess, an dem neben den ForscherInnen auch die jeweiligen AkteurInnen in ihren je spezifischen Kontexten beteiligt waren. Für manche der TeilnehmerInnen zeigte sich hier anhand der Reaktionen des Feldes – und darüber hinaus – die Universität als ein nicht unumkämpftes soziales Feld; mitunter Pierre Bourdieus Erkenntnisse aus dem "homo academicus" bestätigend. Und so gingen nicht nur wir als ForscherInnen ins Feld, auch unsere Forschungen gingen zum Teil wieder ins Feld zurück. Denn: research is a journey – wenn auch manchmal im Kreis. (red)


Christian Blumhagen (1984), machte den Bachelor of Arts in Europäische Ethnologie und Gender Studies an der Humboldt-Universität zu Berlin und studiert aktuell im Master Europäische Ethnologie an der Universität Wien. Er war Teilnehmer des Studienprojekts "Akademische Kulturen" (2014-15). (Foto: rob van ray)



Tagung "doing university - Reflexionen universitärer Alltagspraxis"

Donnerstag, 19. bis Samstag, 21. März 2015
Sky-Lounge, Oskar-Morgenstern-Platz 1, 1090 Wien
Programm (PDF)