Den Bachelor in der Tasche – was nun? Teil 2: Evolutionary Systems Biology, Informatik und Bioinformatik

Kaum ist der erste Abschluss geschafft, stellt sich die Frage nach dem nächsten Schritt. Im zweiten Teil der Reihe zu neuen Masterstudien im WS 2016-17 stellt uni:view spannende Angebote für Bachelor-AbsolventInnen der Mathematik, Informatik und Naturwissenschaften vor.

Wer an die klassische Biologie denkt, vermutet nicht unbedingt eine direkte Verbindung zur Arbeit mit großen Datenmengen und Methoden der Informatik. BiologInnen stellt man sich im Labor beim Hantieren mit Reagenzgläsern, InformatikerInnen vor dem Computer beim Programmieren in kryptischen Zeichenfolgen vor. Doch mit dem realen Arbeitsalltag in besagten Berufen hat dieses Bild oft nicht mehr viel gemeinsam. An der Universität Wien schlagen zwei neue interdisziplinäre Masterstudien bzw. das neu gestaltete "klassische" Informatik-Studium die Brücke zwischen Biologie, Informatik und Mathematik.

Gemeinsam mit der Vetmeduni: Evolutionary Systems Biology

Revolutionäre methodische Erneuerungen, etwa im Bereich der DNA-Sequenzierung, der Proteom- und Metabolomanalyse und bildgebenden Verfahren prägen mittlerweile das Profil der modernen Biologie. Dabei entstehen riesige Datenmengen, die analysiert, interpretiert und modelliert werden wollen.

Um die entstehenden Schlüsselkompetenzen zwischen Informatik und Biologie zu besetzen, hat die Universität Wien in Kooperation mit der Veterinärmedizinischen Universität Wien den englischsprachigen Studiengang Evolutionary Systems Biology (ESB) entwickelt. Er richtet sich vorrangig an Studierende mit einem Bachelor-Abschluss in Biologie, Mathematik oder Informatik.

Der interdisziplinäre Ansatz und die bioinformatische Analyse von großen Datensätzen gewinnen in der Biologie mehr und mehr an Bedeutung – eine neue Fachkompetenz, wie sie im Masterstudium ESB vermittelt wird, sei also dringend notwendig, betont Evolutionsforscher Ulrich Technau, der Vizedekan der Fakultät für Lebenswissenschaften der Universität Wien.

Der ESB-Lehrplan kurz und knapp:
Im ersten Jahr werden die theoretischen Grundlagen dreierlei thematischer Blöcke vermittelt: molekulare Evolution und evolutionäre Entwicklungsbiologie, Populationsgenetik sowie Systembiologie und Quantitative Biologie. Das zweite Jahr folgt dem Motto "learning by doing" – frei wählbare LVs und Forschungspraktika führen die Studierenden an aktuelle Problematiken heran.
Flyer und Facebook-Auftritt des Studiengangs

Informatik und Bioinformatik am Puls der Zeit

Auch die Fakultät für Informatik will ihre Studierenden mit zeitgemäßen und innovativen Lehrkonzepten bestmöglich auf die Zukunft vorbereiten. Bereits im Bachelorstudiengang haben die Studierenden ab dem vierten Semester die Möglichkeit, das Studium gemäß ihrer persönlichen Interessen zu gestalten. Im neu entwickelten, komplett englischsprachigen Masterstudium "Informatik" bieten vielfältige Forschungscluster einen klaren Bezug zur Praxis, wodurch die Verantwortlichen einer Verschulung des Informatikstudiums entgegenwirken.

Die Studierenden können sich durch die Wahl verschiedener Ausprägungsfächer entweder breit oder spezialisiert ausbilden: Das Ausprägungsfach "Informatik allgemein" dreht sich, wie der Name schon sagt, eher um generelle Fragestellungen, während man sich in der Spezialisierung "Scientific Computing" mit der Berechnung von theoretischen Modellen, der Analyse von Daten aus Experimenten und die Durchführung von Computerexperimenten und Simulationen befasst. Das Ziel von "Data Science" ist das Extrahieren von Wissen aus Daten. Unser heutiges Zusammenleben ist bestimmt von einer Flut von Daten, etwa aus sozialen Netzwerken, persönlichen Daten, Industrieprozessen und kommerziellen Daten. Diese Daten können dazu genutzt werden, Entscheidungsprozessen beratend zur Seite zu stehen – zum Beispiel in Medizin, Klima- und Energieforschung.  

Grundsätzlich richtet sich der Studiengang an AbsolventInnen eines Informatik-Bachelors, die Interesse an einer technischen, wissenschaftlichen und gesellschaftlich relevanten Spezialisierung ihrer Expertise haben.

Völlig neu startet im Wintersemester 2016-17 das interdisziplinäre Mastercurriculum "Bioinformatik". Damit trägt die Universität Wien dem hohen Bedarf an BioinformatikerInnen am Arbeitsmarkt Rechnung: Neu entwickelte Hochdurchsatztechnologien erfordern ausgebildete Studierende, die die dabei anfallenden Daten in geeigneter Weise bearbeiten können. Ziel dieses hochgradig vernetzten Studiengangs ist es, mit mathematischen und informatischen Methoden biologische Probleme beschreiben, analysieren und modellieren zu können.

Der Lehrplan Bioinformatik – kurz und knapp:
Im ersten Studienjahr liegt der Fokus auf der Angleichung der Kenntnisse der Studierenden, die den Weg in die Bioinformatik aus diversen Fachrichtungen gewählt haben, sowie die Einführung in das eigentliche Fahrwasser des Studiengangs: Algorithmische Bioinformatik, Sequenz- und Strukturbioinformatik und die dazugehörigen statistischen Methoden. Im folgenden Jahr bieten Spezialveranstaltungen die ideale Vorbereitung für die Masterarbeit.

Der Master Bioinformatik richtet sich an BachelorabsolventInnen aus den Fächern Biologie, Informatik und Mathematik, da sie bereits über die einschlägige Vorbildung in Teilgebieten der Bioinformatik verfügen, aber auch an Studierende aus angrenzenden Naturwissenschaften. Wichtig sind das Interesse an dem Fach und die Bereitschaft, sich in den vielfältigen Stoff aus verschiedenen Gebieten einzuarbeiten.

"Ein Hauptmerkmal der  Masterstudien Informatik und Bioinformatik ist die Einführung in das wissenschaftliche Arbeiten mit anwendungsgetriebenen Forschungsfragen und eine damit nachhaltige erstklassige Ausbildung für das spätere berufliche Leben", erklären Informatiker Torsten Möller und Bioinformatiker Arndt von Haeseler von der Universität Wien die Neuausrichtung der Studien.

uni:view-Dossier "Gut durchs Studium"
Wir helfen euch in ausgewählten Artikeln mit nützlichen Infos, ExpertInnen-Tipps und Erfahrungsberichten auf dem Weg durchs Studium an der Universität Wien.

Und nach dem (Bio-)Informatik-Master?

Welchen informatischen Fachbereich man auch auswählt – die Masterstudien Informatik und Bioinformatik bilden ein Sprungbrett in verantwortungsvolle Positionen in der Wirtschaft und ermöglichen auch die Fortsetzung der Forschungstätigkeit innerhalb eines Doktoratsprogrammes. Nach Abschluss dieser Masterstudien steht also einer einschlägigen Karriere in Sachen Kompetenz und Expertise nichts mehr im Wege, sei es in der freien Wirtschaft oder in der Forschung. (hma/red)

Weitere Master-Angebote im Bereich Informatik
Die Fakultät für Informatik der Universität Wien bietet eine Reihe von Masterstudien an: Über die im Artikel vorgestellten Curricula hinaus werden die Studienrichtungen Wirtschaftsinformatik und Medieninformatik ebenfalls angeboten. Ein besonderer Fokus liegt bei allen Studien auf der Interdisziplinarität, Innovation und internationalen Ausrichtung. Weitere Informationen finden Sie hier.