Claudia Plant: Durchblick in digitaler Datenmenge

Manchmal drehen sich Claudia Plants Gedanken auch nach Feierabend noch um Algorithmen. Vor 20 Jahren fand die Data Mining-Expertin von der Universität Wien über Umwege zur Informatik, ihre Begeisterung für das Fach ist bis heute unverändert.

Ein sperriges 28k Modem, Kabel quer durch die Münchner Wohnung und lange Ladezeiten: Claudia Plant erinnert sich noch gut an das Jahr 1997. Das Internet steckte damals noch in den Kinderschuhen, von der Digitalisierung des Alltags war keine Rede. Zu dieser Zeit begann die heutige Data Mining-Expertin ihr Informatik-Studium an der Ludwig Maximilian-Universität in München.

In 20 Jahren zum digitalen Zeitalter

Rund 20 Jahre später sind Computer und Internet nicht mehr wegzudenken: Immer schneller werden immer mehr digitale Daten generiert. Um Muster in diesem Datenhaufen zu entdecken und die darin versteckten Informationen zugänglich zu machen, braucht es Algorithmen. Die Entwicklung und Implementierung dieser Algorithmen ist das Spezialgebiet von Claudia Plant, neue Professorin für Data Mining an der Fakultät für Informatik. Mit einer Doktorandin kam sie 2016 gemeinsam von München an die Universität Wien, wo sie Österreichs erste Data Mining-Gruppe aufbaute.

Über Umwege zur Informatik

Zur Informatik kam Claudia Plant über Umwege: Zwei Semester studierte sie Deutsch und Geschichte – damals eine zukunftsverheißende Fächerkombination, im Nachhinein betrachtet aber eine "Verlegenheitslösung", schmunzelt die Wissenschafterin. "Mir hat im Studium einfach die naturwissenschaftliche Komponente gefehlt. Als ich dann einmal in eine Informatikveranstaltung hineinschnupperte, wusste ich sofort: Das möchte ich machen – und habe kurzerhand das Studienfach gewechselt", erzählt Claudia Plant.

Aller Anfang ist schwer


Sieben Sprachen beherrscht die neue Professorin – vier davon sind Programmiersprachen. "Das war harte Arbeit", erinnert sich die Informatikerin an ihren Studienbeginn zurück. Die anfängliche Scheu vorm Programmieren kann sie daher gut nachvollziehen und rät Studierenden "keine Berührungsängste zu haben und mit Leidenschaft dabei zu sein."

Begeisterung ohne Abbruch


Seit ihrer ersten Informatikvorlesung ist Claudia Plants Begeisterung für ihr Fach unverändert: "Die angewandte Informatik lässt viel Raum für Kreativität. Ich liebe es, mir neue Algorithmen für Probleme zu überlegen." Auch wenn ihre Arbeit hauptsächlich hinter dem Bildschirm stattfindet, hat sie in ihrer Forschung praktische Anknüpfungspunkte mit vielen Lebensbereichen.

Ein Beispiel aus der Forschungspraxis


Kürzlich lieferte sie für das internationale Forschungsprojekt "Sustainable Flood Retention Basins" zur Planung von Hochwasserrückhalteräumen in Schottland den datentechnischen Unterbau. Hochwasserschutz wird durch den Klimawandel ein immer wichtigeres Thema, doch wo, unter welchen Bedingungen und zu welchem Preis sollen die schützenden Rückhalteräume gebaut werden?
Antworten fanden Claudia Plant und ihr Team: "UmweltwissenschafterInnen haben im Vorfeld Parameter von bereits existierenden Hochwasserrückhalteräumen erhoben: Tiefe und Strömung von Gewässern, Einbindung ins Ökosystem oder Pflanzenbewuchs. Diese Variablen haben wir berechnet und konnten daraus verschiedene Klassen von Hochwasserrückhalteräumen für zukünftige Bauvorhaben ableiten."

Frauen in die Informatikforschung

"Meine Eltern erzogen mich wie ein 'typisches' Mädchen, ich tanzte Ballett und hatte in meiner Jugend wenig Berührungspunkte mit Computern", erzählt die Professorin für Data Mining. Dennoch studierte sie Informatik und war damit nicht allein: "Rund 20 Prozent meiner KommilitonInnen waren weiblich, für die damalige Zeit eine recht hohe Zahl. Die Ludwig Maximilian-Universität ist eine geisteswissenschaftlich geprägte Volluniversität, Informatik kann in Kombination mit Medien oder Kommunikationswissenschaft studiert werden. Das hat immer schon auch viele Frauen interessiert."

In ihrer Forschungs- und Lehrtätigkeit versucht die Wissenschafterin, ein Role Model für junge Frauen zu sein und sie für die Informatik zu begeistern. In Plants Forschungsgruppe hat aber niemand einen Vorteil: "Ich stelle gute Leute ein, die motiviert sind – unabhängig ihres Geschlechts." In ihrem Data Mining-Team an der Fakultät für Informatik sind mehr als die Hälfte dieser "guten Leute" Frauen.

In ihrer Freizeit verbringt die Informatikerin gerne Zeit in der Natur. Hier ein Bild aus ihrem privaten Fotoalbum, entstanden bei einem Wanderausflug. (Foto: privat)

Bergpanorama statt Bildschirm

Wenn Claudia Plant nach einem langen Tag die Fakultät für Informatik in der Währinger Straße 29 verlässt, drehen sich ihre Gedanken manchmal noch immer um Algorithmen. Den Bildschirm tauscht sie daher regelmäßig mit computerfreiem Bergpanorama, geht wandern oder schaltet beim Tanzen oder Yoga ab. "Nur wer ausgeglichen ist, kommt auf gute Ideen", davon ist die Daten-Expertin überzeugt. (hm)

Die Antrittsvorlesung von Univ.-Prof. Dipl.-Inform. Univ. Dr. Claudia Plant, Professorin für Data Mining an der Fakultät für Informatik, zum Thema "Auf der Suche nach Wissen im Datenberg" findet am Freitag, 31. März 2017, 17.00 Uhr, im Kleinen Festsaal der Universität Wien statt.