Wie werde ich mein eigener Chef?

Zentraleuropa braucht mehr UnternehmerInnen. Hier setzt das EU-Projekt "i.e.Smart" an und entwickelt ein transnationales Netzwerk und (Trainings)-Programm für junge Menschen. Mit dabei: Informatiker Dimitris Karagiannis von der Universität Wien und seine Forschungsgruppe Knowledge Engineering.

Rauchende Köpfe, hitzige Diskussionen, engagierte WissenschafterInnen – so gestaltet sich eines der vielen Projekttreffen des "i.e.-Smart"-Projektteams in einem der verglasten Sitzungsräume der Fakultät für Informatik der Universität Wien. Es werden Details besprochen, wie die Zielgruppe – junge, innovative Menschen – am besten zu erreichen sei und wie dies inhaltlich und technisch umgesetzt werden könne. Es diskutieren Stuart Simpson vom Europabüro des Wiener Stadtschulrats, der die Projektleitung innehat, mit Dimitris Karagiannis, dem Leiter der Forschungsgruppe Knowledge Engineering an der Fakultät für Informatik, und Projektpartnern aus Tschechien, Ungarn und Österreich.

Im Projekt – i.e. Smart steht für Smart Innovation Entrepreneurship – entwickeln die WissenschafterInnen und PraktikerInnen ein innovatives Programm mit dem JungunternehmerInnen unterstützt und motiviert werden, ihre Ideen zu entwickeln und umzusetzen. Das Ganze wird auch in der Praxis – dem SMART Campus – durchgespielt, um ein "Best Practice"-Modell zu entwickeln. Schon jetzt finden sich erste Informationen, Tipps und Tricks für JungunternehmerInnen auf der Projektwebseite.

Zentral und international

Insgesamt beteiligen sich sechs Länder – Österreich, Deutschland, Tschechien, Slowakei, Ungarn und Italien – am 30 Monate laufenden EU-Projekt. Die Projektleitung liegt beim Wiener Stadtschulrat, die Konzeption und Umsetzung der "SMART Site", ein Wissensportal für JungunternehmerInnen und TrainerInnen, bei Dimitris Karagiannis von der Universität Wien: "Stuart Simpson kennt unsere Arbeit bereits aus dem EU-Projekt 'INNOTRAIN –IT', ein internationales Projekt in dem wir erfolgreich zusammengearbeitet haben", freut sich Karagiannis über die neue Herausforderung: "Dabei haben wir eine mehrsprachige Online-Trainingsplattform im Bereich IT-Service-Management für Kleine und mittlere Unternehmen entwickelt."

"Whole Brain Approach"

Der 15-jährige Comiczeichner, die 20-jährige Computerspezialistin und die 25-jährige Studentin, die sich auf Umweltrecht spezialisiert hat: Sie alle gehören zur Zielgruppe des Trainingsprogramms für potenzielle UnternehmerInnen, das im Rahmen des Projekts "i.e.Smart" entwickelt wird. "Wir fördern konkret drei Bereiche: Green ICT, Grüne Ökonomie und die Kreativindustrie", erklärt Projektleiter Stuart Simpson: "Das sind die zukunftsträchtigen Branchen unserer Zeit. Wir wollen diese Menschen mit unserem Programm beim Sprung in die Selbständigkeit unterstützen."



Das Projekt "i.e.SMART" ist auch auf Facebook und auf Twitter vertreten. 


Das "i.e.SMART"-Video erklärt kurzweilig und anschaulich, worum es im EU-Projekt geht.



Das EU-Projekt geht dabei von einem sogenannten "Whole Brain Approach" aus: Nicht nur die linke, rationale Gehirnhälfte sei bei der Unternehmensgründung wichtig, sondern ebenso die rechte, kreative. "In Ländern, in denen gerade kleine Unternehmen boomen, wie in den Niederlanden, Schweden, Norwegen oder den USA, werden schon in der Ausbildung die Soft Skills mitgedacht und einbezogen", so Simpson. Und dieser Ansatz wird bei den im Rahmen von "i.e.-Smart" entworfenen Trainingskonzepten und -materialien für die jungen UnternehmerInnen ebenso verfolgt: "Kreativität wird nicht von Rationalität getrennt betrachtet – wie es in Zentraleuropa verbreitet ist", so Simpson.

SMART-Points

Derzeit werden sieben SMART-Points eingerichtet – Wien, Stuttgart, Bratislava, Prag, Budapest, Venedig und Modena –, an die sich dann jeweils die jungen kreativen UnternehmerInnen vor Ort mit ihren Projektideen wenden können. Dort finden sie von speziell im "i.e.-SMART"-Projekt ausgebildeten TrainerInnen professionelle Unterstützung und Beratung. Dabei spricht jede Region eine etwas andere Zielgruppe an, so richtet sich der Wiener SMART-Point z.B. vorwiegend an SchülerInnen der Sekundärstufe, und an StudentInnen Wiener Universitäten.

Universität Wien: konzeptionelle Umsetzung

"Der gesamte Webauftritt muss natürlich für die neue Generation ansprechend sein", erklärt Dimitris Karagiannis eine der Herausforderungen der virtuellen Umsetzung des Projekts: "In der Modellierung und der Strukturierung der Inhalte wird Vernetzung sehr groß geschrieben. So sollen sich nicht nur die Projektpartner virtuell vernetzen und austauschen können, sondern auch die Mitglieder unserer Zielgruppe untereinander. Das ist technisch sehr anspruchsvoll." Die Konzeption, Erstellung und Vermittlung von Inhalten von Websites vergleicht Dimitris Karagiannis gerne mit der Entstehung eines Films – "vom Drehbuch bis zur Leinwand".


"Natürlich hoffen wir alle, dass das Projekt derart erfolgreich ist, dass es von der EU als Vorbildmodell für zukünftige Trainingsprogramme junger UnternehmerInnen in Zentraleuropa übernommen wird", sagt Dimitris Karagiannis, Leiter der Forschungsgruppe Knowledge Engineering an der Fakultät für Informatik der Universität Wien.



Silicon Valley-Idee


In Zusammenarbeit mit den jeweiligen TrainerInnen vor Ort können die jungen Leute an den SMART-Points an ihren Ideen weiter arbeiten. Eine ExpertInnenkommission wählt dann aus jeder Region die fünf innovativsten Ideen aus. Diese insgesamt 35 Kreativen aus Zentraleuropa werden im Mai 2014 eine Woche lang gemeinsam in einem SMART-Campus intensiv arbeiten. "Das wird wahrscheinlich sogar ein Ort in Wien sein, an dem die jungen UnternehmerInnen eine Woche ohne Kontakt zur Außenwelt arbeiten können. Die Idee des abgeschiedenen Arbeitens kommt aus dem Silicon Valley", so Simpson: "Dabei soll eine möglichst schöpferische Atmosphäre entstehen. Ziel ist es, am Ende der Campus-Woche 35 Projekte zu haben, die sich sofort verkaufen lassen." (td)

Das EU-Projekt i.e.SMART startete im Juli 2012 und läuft bis Dezember 2014. Die Projektleitung liegt bei Stuart Simpson vom Europabüro des Wiener Stadtschulrats. Die Universität Wien mit Dimitris Karagiannis, dem Leiter Forschungsgruppe Knowledge Engineering, ist für die gesamte Konzeption und technische Umsetzung der SMART Site verantwortlich. Die weiteren Projektpartner kommen aus Deutschland, Tschechien, der Slowakei, Ungarn und Italien.