"u:game": Die Universität als Computerspiel

Wie funktioniert eigentlich eine moderne öffentliche Universität? Im "u:game"-Computerspiel werden die UserInnen zum Rektor oder zur Rektorin und können selbst entscheiden, wie viel Budget z.B. in die Forschung, wie viel in die Infrastruktur fließt. Doch Vorsicht: Das verfügbare Geld ist knapp bemessen.

Wie wäre es wohl, selbst einmal eine Universität zu leiten? Mit dem "u:game", einem gemeinsamen Projekt des Kinderbüros und der Forschungsgruppe Entertainment Computing der Universität Wien, können SchülerInnen und Studierende virtuell Rektor oder Rektorin werden. Keine leichte Aufgabe, gilt es doch, Budgets auszuverhandeln, Strategien für die Zukunft der Universität zu entwickeln und die Bedürfnisse von Studierenden und MitarbeiterInnen im Auge zu behalten.

"Wir haben eine Simulation zu Forschung und Wissenschaft entwickelt, die spielerisch vermittelt, wie eine moderne Universität funktioniert", erklärt Projektleiter Helmut Hlavacs – das Computerspiel ist einer der Beiträge der Fakultät für Informatik im 650-Jahr-Jubiläum der Universität Wien. Natürlich kann nicht alles in der gesamten Komplexität abgebildet werden: "Wir haben uns aber durchaus an die realen Gegebenheiten gehalten", betont der Informatiker.

Wie im echten Leben

"Herzlichen Glückwunsch! Sie wurden offiziell zur RektorIn dieser Universität ernannt", so die Begrüßungsmeldung zu Beginn des Spiels. "Mit Ihrer Ernennung bekommen Sie auch viel Verantwortung", heißt es weiter. Denn wie im echten Leben haben auch die SpielerInnen gleich eine ganze Reihe von wichtigen Aufgaben zu erfüllen. Bevor es losgeht müssen sie aber erst einmal in sogenannten "Zielvereinbarungen" mit dem Ministerium das Budget für das kommende Studienjahr ausverhandeln.

"Wieviel Geld man bekommt, hängt von konkreten Zielvorgaben ab. Ist man damit nicht einverstanden, kann man auch ein Risiko eingehen und versuchen, bessere Konditionen zu erhalten", schildert Hlavacs.

Ist der finanzielle Teil geklärt, startet das erste Semester und der/die SpielerIn kann entscheiden, wofür das Geld investiert werden soll: beispielsweise in Personal, Infrastruktur – wie Mensa, Bücherei, Studierendenheim oder Club – oder den Ausbau von Universitätsgebäuden. Per Klick auf das Hauptgebäude können zudem wesentliche Grundeinstellungen wie die Höhe von Studiengebühren festgelegt werden. Hier lässt sich auch die aktuelle Spielstatistik einsehen.

Die Entscheidungen der SpielerInnen spiegeln sich direkt in der Stimmung der virtuellen Angehörigen der Universität wider. Sind sie unzufrieden, etwa über neue Studiengebühren oder den Mangel an Infrastruktur, kann es z.B. – wie im Bild oben – zu Demonstrationen kommen.

Forschungsbäume und "Milestones"

Neben der Simulation der unterschiedlichen Geldflüsse gewährt das "u:game" auch einen interessanten Einblick in die wissenschaftlichen Fachgebiete. "Wir wollen zeigen, wie sich die einzelnen Disziplinen im Lauf der Geschichte entwickelt haben", betont Hlavacs. Diese wurden der Einfachheit in fünf Bereiche geclustert: Natur-, Geistes-, Struktur-, Sozial- und Humanwissenschaften.

"Jeder Bereich wird im Spiel durch einen eigenen Forschungsbaum dargestellt, der eine ganze Reihe chronologisch angeordneter wichtiger Entdeckungen enthält. Diese Milestones können von den SpielerInnen nach und nach freigeschaltet werden", erläutert der Informatiker.

Die Forschungsbäume sind zu Beginn des Spiels noch gänzlich von weißem Nebel verhüllt. Erst durch das Zuweisen von "ForscherInnen" zu konkreten "Milestones" werden diese Stück für Stück freigeschaltet. "So können die SpielerInnen die geschichtliche Entwicklung der Fachrichtungen gut nachvollziehen und erhalten Informationen zu den wichtigsten Errungenschaften", so Helmut Hlavacs.

Gratis im Browser spielbar

Wer sein strategisches Geschick als RektorIn selbst auf die Probe stellen möchte, kann das "u:game" über die Webadresse unigame.cs.univie.ac.at abrufen. Gespielt wird direkt im Desktop-Browser. Unterstützt werden sowohl Windows- als auch Mac OS-Plattformen. "Die SpielerInnen müssen lediglich vorher einmal den Unity-Player installieren und sich mit einem Usernamen und Passwort registrieren", so Hlavacs, der das Spiel nach dem offiziellen Launch-Termin auch bei verschiedenen Wettbewerben und auf Computerspiel-Konferenzen präsentieren möchte. (ms)

"650 Clicks" ist ein Projekt des Kinderbüros der Universität Wien und der Forschungsgruppe Entertainment Computing an der Fakultät für Informatik unter Leitung von Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr. Helmut Hlavacs. Mitwirkende an der Universität Wien sind Bernhard Kirchmeier, (Institut für Praktische Theologie und Religionspsychologie), Wolfgang Ernst (Institut für Neutestamentliche Wissenschaft), Marcelo Jenny (Institut für Staatswissenschaft), Thomas Meyer (Institut für Staatswissenschaft), Josef Melchior (Institut für Politikwissenschaft), Roland Burkart (Institut für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft), Wolfgang Duchkowitsch (Institut für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft), Anna Wanka (Institut für Soziologie), Tilo Grenz (Institut für Soziologie), Cornelia Dlabaja (Institut für Soziologie), Martin Nagl-Cupal (Institut für Pflegewissenschaft) und Otmar Weiß (Institut für Sportwissenschaft).