Systematische Korruption kaum ausmerzbar

Korruption ist extrem schwer zu bekämpfen, wenn sie schon weit verbreitet ist, berechnete ein Team um den Mathematiker Karl Sigmund von der Universität Wien. Gut funktionierende Systeme seien aber kaum gefährdet, in einen Bestechlichkeitssumpf abzusinken.

Karl Sigmund vom Institut für Mathematik der Universität Wien hat mit seinen Kollegen mathematisch betrachtet, wie sich Bestechlichkeit von Überwachern in einem "Tragik des Allgemeinguts"-Modell (Allmendeproblematik) auswirkt. In solchen spieltheoretischen Modellen wird untersucht, wie positive Anreize und Strafen durch Überwacher dazu führen, dass Menschen eine gemeinsame Ressource nachhaltig bewirtschaften und nicht ausbeuten, bis sie zerstört ist.

Etablierte Bestechlichkeit kaum zu ändern

Bis jetzt habe dabei noch niemand berücksichtigt, dass oft auch die Überwacher Eigeninteressen in den Vordergrund stellen. Am Beispiel von illegalen Rodungen errechneten die Forscher nun, wie sich deren Bestechlichkeit auswirkt. Sie entdeckten dabei, dass ein solches System "bistabil" ist. Wenn es gut funktioniert, sei es kein großer Aufwand, die Bestechlichkeit fernzuhalten, erklärt Sigmund. "Ist ein System aber von Korruption durchdrungen, dann ist es furchtbar schwer, dies zu ändern", sagt der Mathematiker.

Um es aus einem stabilen Zustand voller Bestechlichkeit zu hieven, solle man den Hebel bei den Überwachern ansetzen. "Bei ihnen spielt die Reputation eine große Rolle, da genügt es schon, ein bisschen Transparenz zu haben, ob ein Überwacher etwas taugt oder nicht", so Sigmund. Denn niemand würde einem Überwacher mit zweifelhaftem Ruf Verantwortung übertragen. "Und wenn das Überwachungssystem erst einmal in einem guten Zustand ist, werden auch die 'Kunden' angehalten sein, sich anständig zu benehmen", meint er.

Umweltsünden auf der Spur

In der Studie wird Korruption zwar ausschließlich im Fall von illegalen Rodungen untersucht, die Ergebnisse ließen sich aber auf etliche anderen Situationen übertragen, wo Bestechlichkeit im Spiel ist. Dieses Thema habe der japanischer Koautor Yoh Iwasa dem Team 'aufgedrängt', sagte Sigmund. "Er ist sehr viel in Südostasien unterwegs und sieht, was dort an furchtbaren Umweltsünden begangen wird", erklärte der Biomathematiker. (APA)

Die Publikation "Games of corruption: How to suppress illegal logging" (AutorInnen: Joung-Hun Lee, Karl Sigmund, Ulf Dieckmann und Yoh Iwasa) erschien kürzlich im Fachmagazin "Journal of Theoretical Biology".