Mangelware Meerwasser

Mehr als zehn Tage ist sie nun schon auf Forschungsfahrt, unsere sechsköpfige Uni Wien Crew. Und voll im Einsatz. Was das alles beeinhaltet, darüber berichtet uns diesmal Crew-Mitglied Christian Baranyi, der im Team u.a. für die Technik zuständig ist.

40 WissenschafterInnen aus sieben Nationen sind für eine gemeinsame Sache an Bord der "Sonne": Salzwasser aus der größten zusammenhängenden Wassermasse der Erde, dem Pazifik, zu erforschen. Die Begehrlichkeiten der verschiedenen, fleißig Wasser sammelnden ForscherInnen reichen dabei von wenigen Millilitern – einem Fingerhut voll – bis hin zu Proben im Umfang von mehreren hundert Litern, die mit speziellen röhrenförmigen Flaschen in unterschiedlichen Tiefen gesammelt werden können.


Nachdem Schiffszeit im wahrsten Sinne des Wortes Geld bedeutet – ein Tag kostet soviel wie ein Mittelklassewagen mit allen Extras – und die Probenahme technisch aufwändig ist, bedarf es genauester Planung. Niemand darf zu kurz kommen, und natürlich soll nichts vom kostbaren Nass verschwendet werden.

Früh morgens hängt unser Gastgeber, der Fahrtleiter Meinhard Simon vom Institut für Chemie und Biologie des Meeres der Universität Oldenburg, eine Entnahmeliste aus, auf der penibel festgehalten wird, wer wann und wieviel Seewasser aus der Wassersäule von bis zu 6.000 Meter Tiefe bekommt.

Senior Scientist Thomas Reinthaler von der Uni Wien Crew bei der Filtration von 400 Litern Meerwasser durch einen 0,2 Mikrometer großen Filter.

Sobald der Wasserschöpfer durch die Matrosen fachgerecht an Bord gehievt ist und wir unser Wasser erobert haben, geht es mit unseren Kanistern ab ins Labor. Wir werfen unsere Pumpen an und saugen das gesammelte Seewasser durch hauchdünne Plastikfilter, auf denen sich Bakterien und andere mikroskopisch kleine Lebewesen ansammeln.

Reparaturen auf hoher See

Doch ausgerechnet heute streikt eine unserer Pumpen und verzögert die Arbeit. Es ist aber immer wieder erstaunlich, was auf einem Schiff alles in Gang gesetzt werden kann, obwohl wir vom Land und damit von jeglicher Versorgung abgeschnitten sind.

Egal ob eine Pumpe nicht gleich funktioniert, der Kühlschrank streikt, ein Metallteil angepasst werden muss: Sind die Sprachbarrieren zwischen uns WissenschafterInnen und der Schiffsbesatzung einmal überwunden, kann man immer auf helfende Hände zählen! Deshalb können wir nach einem kurzen Reparaturaufenthalt und mehreren Stunden Hektik zwischen gemütlich gurgelnden Filtrationen schlussendlich doch noch den Sonnenuntergang auf offener See bestaunen.

Ein herzliches Dankeschön an dieser Stelle an die großartige Besatzung der "Sonne". Ohne ihre tatkräftige Hilfe wäre unsere Expedition unmöglich!

Der Autor:


Am 1. Mai war es soweit, das Forschungsschiff "Sonne" stach von Neuseeland aus in See. Mit an Bord: sechs WissenschafterInnen der Uni Wien, die regelmäßig über ihre Abenteuer berichten. Lesen Sie hier den ersten Beitrag von Crew-Mitglied Thomas Reinthaler: "Der Sonne entgegen"