Kunstgeschichte nimmt "Ge(l)ehrte Köpfe" in den Blick

Sigmund Freud, Karl Popper, Erwin Schrödinger: Im Arkadenhof der Universität Wien erinnern 150 Denkmäler bedeutender Professoren an die wissenschaftliche Tradition des Hauses. Die WissenschafterInnengruppe um Ingeborg Schemper-Sparholz vom Institut für Kunstgeschichte untersucht die "Ge(l)ehrten Köpfe".

Der Arkadenhof der Universität Wien ist ein zentraler Gedenkort der österreichischen Wissenschaftsgeschichte. In einem vom Jubiläumsfonds der Oesterreichischen Nationalbank geförderten Projekt sollen nun die Denkmäler in Hinblick auf ihre Entstehung und ihre künstlerische Gestaltung untersucht werden.

"Wenn wir die geehrten Professoren, ihre Lebensläufe und die Umstände der Ehrung erforschen, werden die Denkmäler lebendig. Sie werden so ein erfahrbarer Teil der österreichischen Wissenschaftsgeschichte", beschreibt Projektleiterin Ingeborg Schemper-Sparholz vom Institut für Kunstgeschichte der Universität Wien einen wichtigen Aspekt der Unternehmung. Archivrecherchen haben ergeben, dass sowohl die wissenschaftsgeschichtliche Anerkennung, als auch spezielle Darstellungsformen der einzelnen Fächer eine wichtige Rolle bei der Gestaltung der Denkmäler spielten.

Forschung zwischen Integration und Erweiterung

Erstmals werden die Denkmäler auf ihren Entstehungskontext, ihre formale und ikonographische Gestaltung, sowie ihre Bedeutung als Gelehrtendenkmäler erforscht. "Die 'Ge(l)ehrten Köpfe' präsentieren sich den aktuellen Studierenden und ProfessorInnen als lebensgroße und real erfahrbare Vorbilder. Die wissenschaftshistorische Bedeutung der Denkmäler bildet einen wichtigen Eckpfeiler innerhalb dieser Untersuchung", erklärt Kunsthistorikerin Julia Rüdiger, die gemeinsam mit Andrea Mayr und Martin Engel am Projekt beteiligt ist. Die Integration älterer Büsten aus dem 18. und frühen 19. Jahrhundert und die sukzessive Erweiterung des Ensembles erlauben einen aufschlussreichen historischen Längsschnitt durch die Tradition des Gelehrtendenkmals.

Ein Wiki der Denkmäler

Die Ergebnisse ihrer gemeinsam mit Studierenden erarbeiteten Recherchen fassen die KunsthistorikerInnen in einem dafür erstellten Denkmäler-Wiki "u:monuments" zusammen. Jedem Denkmal, dessen KünstlerIn und der geehrten Persönlichkeit wird dort ein eigener Eintrag gewidmet. So entstehen rund 400 kurze Texte, die diese Facette der Wiener Universitätsgeschichte lebendig veranschaulichen. "Unsere Untersuchungen zeigen, dass für viele der Gelehrten im Arkadenhof ganz eigene, auf das jeweilige Fach zugeschnittene künstlerische Formen gefunden wurden. Wir möchten die Denkmäler auch als Kunstwerke erfahrbar machen", erläutert Rüdiger.

Mittels QR-Codes können Besucher des Arkadenhofs die Informationen zu den Dargestellten und den Denkmälern unmittelbar am Smartphone oder Tablet abrufen. Dieses Wiki wird am 24. September 2014 erstmals an der Universität Wien präsentiert und auch im Zuge der Jubiläumsfeiern im kommenden Jahr in die Website der Universität Wien integriert. (red)