Die Freude am Forschen und Experimentieren

Amitava Kundu wollte Neues entdecken – und hat darum Chemie studiert. Nach dem Abschluss hat er sich selbständig gemacht: Im eigenen Unternehmen entwickelt der junge Chemiker Verfahren zur Gewinnung von Wertstoffen aus industriellen Nebenprodukten und Reststoffen.

uni:view: Sie haben Ihr Doktoratsstudium der Chemie an der Universität Wien im Jahr 2009 abgeschlossen – nun sind Sie selbständig: Wie ist es dazu gekommen?
Amitava Kundu: Schon während meiner Dissertation am Institut für Anorganische Chemie der Universität Wien entfaltete sich meine Leidenschaft für nachhaltige Chemie und der Wunsch, ein Unternehmen zu gründen. Nach gründlicher Vorbereitung war es dann auch soweit … Das Geschäftskonzept basiert auf Ressourceneffizienz und nachhaltiger Chemie. Mit "ab&cd innovations" entwickle ich Verfahren zur Gewinnung von Wertstoffen aus industriellen Nebenprodukten und Reststoffen. Das geschieht in einigen Projekten aus Eigeninitiative, aber in manchen Fällen auch in Kooperation mit Industrie-Partnern. Darüber hinaus vermarkten wir auch nachhaltige und umweltfreundliche Industrie- und Gewerbereiniger.

uni:view: Sie haben Ihren Traumjob gefunden?
Kundu: Ja. Ich beschäftige mich mit spannenden Projekten, die nach erfolgreicher Entwicklung direkt in den industriellen Prozess integriert werden. Das erstreckt sich von der Ideenfindung über die Planung und das Verfahrensdesign bis hin zur Anwendung. Die Tätigkeiten sind abwechslungsreich – und machen sehr viel Spaß. Zusätzlich trägt meine Arbeit zu einer nachhaltigen gesellschaftlichen Entwicklung bei.

uni:view: Welche Inhalte aus dem Studium können Sie in der beruflichen Praxis anwenden?
Kundu: Chemisches Verständnis zum einen und zum anderen die systematische Vorgehensweise bei der Planung von Untersuchungen und Experimenten.
Auch die Kontakte, die ich während des Studiums aufgebaut habe, nutze ich nach wie vor.


In der Reihe "AbsolventInnenbilder" stellen wir Ihnen in Kooperation mit univie, dem Alumni-Magazin der Universität Wien, Alumni und ihre Karrieren vor.



uni:view: Wie haben Sie den Sprung in die Selbstständigkeit geschafft?
Kundu:
Das Chemiestudium bietet eine gute Ausbildung in chemischer Hinsicht. In Bezug auf wirtschaftliches Wissen und Unternehmertum hatte ich aber noch einiges an Nachholbedarf. Und so habe ich zuerst mehrere Monate damit verbracht, mir in Kursen wirtschaftliches Know-How anzueignen. Danach hatte ich eine Reihe von Synthesekonzepten erstellt, mein ganzes Geld zusammengekratzt und auf eigene Faust zu forschen begonnen.
Als sich nach einiger Zeit die entsprechenden Ergebnisse zeigten, die das Potenzial für ein prozesstechnisch und wirtschaftlich sinnvolles Verfahren aufwiesen, habe ich mich nach Unterstützung umgesehen. Starthilfe bekam ich durch eine PreSeed Finanzierung des aws (Austria Wirtschaftsservice) und das universitäre Gründerservice INiTS, an dem auch die Universität Wien beteiligt ist. Damit konnte ich loslegen und offiziell ein Unternehmen gründen und im Firmenbuch eintragen lassen. Auch mein Doktorvater Bernhard Keppler hat mein Vorhaben von Beginn an tatkräftig unterstützt – durch diese Hilfe war es erheblich einfacher, den Weg in die Selbstständigkeit zu gehen.

uni:view: Worum ging es in diesem Gründungsprojekt?
Kundu: Um die Erzeugung von Milchsäure aus dem bei der Biodieselproduktion anfallenden Reststoff Glycerin. Damit wird die Lücke zwischen Überangebot von Glycerin und steigender Nachfrage nach Milchsäure geschlossen. Milchsäure hat großes Potenzial, da es eine wachsende Anzahl von Anwendungen hat. Neben dem klassischen Einsatz in der Pharma- und Kosmetikindustrie oder der Lebens- und Futtermittelindustrie kommt Milchsäure bei der Produktion von biologisch abbaubaren Kunststoffen, in bioresorbierbaren Implantaten und als Ersatz für giftige Substanzen in der chemischen Industrie immer öfter vor. Dieses bereits patentierte Verfahren wurde mehrfach ausgezeichnet. So zum Beispiel mit dem Sonderpreis "Start Up – Ressourceneffizienz" des österreichischen Staatspreises für Umwelt- und Energietechnologien 2012 und mit dem Wiener Umweltpreis 2013.

uni:view: Was geben Sie einem Studienanfänger Ihres Fachs auf den Weg?
Kundu: Nur das zu studieren, wofür man eine große Begeisterung mitbringt. Sonst wird es sehr mühsam.

uni:view: Warum haben Sie selbst sich damals für ein Chemie-Studium entschieden?
Kundu: Aus Freude am Forschen, Experimentieren und Entdecken.

uni:view: Der Blick in die Zukunft: Wie geht es weiter?
Kundu: Ich möchte das Unternehmen ausbauen und weitere Projekte (die teilweise schon in Planung sind) im Sinne von Ressourceneffizienz und nachhaltiger Chemie umsetzen.


Amitava Kundu (38) hat sein Dissertationsstudium am Institut für Anorganische Chemie der Universität Wien 2009 mit der Arbeit "Development and Optimization of Multifunctional Nanoparticles for Molecular Imaging" abgeschlossen. Bevor er 2011 das Unternehmen ab&cd innovations GmbH gründete, war er hier u.a. als Lektor und Projektmitarbeiter tätig. 2012 wurde seine Firma mit dem Sonderpreis "Start Up – Ressourceneffizienz" des österreichischen Staatspreises für Umwelt- und Energietechnologien sowie 2013 mit dem Wiener Umweltpreis ausgezeichnet.
CV von Amitava Kundu (PDF)