Zwei hochdotierte "ERC Starting Grants" für ForscherInnen der Universität Wien

Die Neurobiologin Kristin Teßmar-Raible von den Max F. Perutz Laboratories und Jannik Meyer, Professor an der Fakultät für Physik der Universität Wien, erhalten prestigereiche "ERC Starting Grants" des Europäischen Forschungsrates. Ihre Forschungsvorhaben werden in den kommenden fünf Jahren mit jeweils rund 1,5 Mio. Euro finanziert. Somit sind seit 2007 bereits 20 ERC-Förderungen an SpitzenforscherInnen der Universität Wien gegangen.

Die Förderung von grundlagenorientierter Pionierforschung ist einer der Schwerpunkte der Europäischen Union. Dafür wurde der Europäische Forschungsrat (European Research Council, ERC) geschaffen. Gefördert werden Forschungsprojekte mit hohem Potenzial für Innovationen; ein internationales Gutachtergremium mit renommierten ExpertInnen entscheidet über die Förderungswürdigkeit der Anträge. Den ausgewählten ForscherInnen wird entsprechender Freiraum zur Verwirklichung ihrer Visionen zugestanden.

Der Rhythmus des Lebens
Das molekulare und zelluläre Uhrwerk im "Rhythmus des Lebens" steht im Zentrum der Forschungsarbeit von Kristin  Teßmar-Raible vom Department für Mikrobiologie, Immunbiologie und Genetik an den Max F. Perutz Laboratories der Universität Wien. Sie erforscht den Meeresringelwurm Platynereis dumerilii, der sich nach dem Mondzyklus als "innere Uhr" in seinem Fortpflanzungsrhythmus richtet. Die START-Preisträgerin geht der Frage nach, wie das molekular funktionieren kann: Sie sucht nach jenen lichtempfindlichen Sinneszellen, die auf Mondlicht "geeicht" sind: die sogenannten Mondlichtrezeptoren. Vier potenzielle Kandidaten hat Teßmar-Raible schon identifiziert. „Gemeinsam mit der Arbeitsgruppe meines Mannes haben wir drei wichtige funktionelle Werkzeuge für den Wurm etabliert – Transgenese, spezifische Zellablation und das Einschleusen gezielter Mutationen. Wir benötigen diese Werkzeuge beide, jeweils für unsere eigenen Fragestellungen. Meiner Arbeitsgruppe ermöglicht das nun, genau zu untersuchen, welche Zelle bzw. welches Gen in Platynereis für die Wahrnehmung des Mondlichts zuständig ist und wie die monatliche Uhr funktioniert", erklärt Teßmar-Raible, die auch die interdisziplinäre Forschungsplattform "Marine Rhythms of Life" der Universität Wien leitet.

Über Kristin Teßmar-Raible
Kristin Teßmar-Raible ist seit 2008 als Group Leader des Departments für Mikrobiologie, Immunbiologie und Genetik an den Max F. Perutz Laboratories an der Universität Wien tätig. Sie studierte an der Universität Heidelberg und promovierte 2004 an der Universität Marburg. 2004-2008 war sie als Postdoc am European Molecular Biology Laboratory in Heidelberg beschäftigt. 2008 erhielt Teßmar-Raible mit dem START-Preis einen angesehenen österreichischen Wissenschaftspreis und koordiniert einen HFSP-YIP grant. Außerdem ist sie seit 2012 Mitglied der Jungen Kurie der Österreichischen Akademie der Wissenschaften.

Max F. Perutz Laboratories
Die Max F. Perutz Laboratories sind ein 2005 gegründetes Joint-Venture der Universität Wien und der Medizinischen Universität Wien am Campus Vienna Biocenter. An den MFPL forschen über 60 Arbeitsgruppen im Bereich Molekularbiologie. Seit 2007 leitet der Biochemiker Graham Warren das Institut.

Delikate atomare Strukturen abbilden
Jannik Meyer, Professor an der Fakultät für Physik der Universität Wien, erforscht neuartige Materialien (wie zum Beispiel Graphen) mittels höchstauflösender Elektronenmikroskopie. Graphen ist ein vielversprechendes Material für diverse elektronische, optische, mechanische und weitere Anwendungen, und Erkenntnisse zur atomaren Struktur sind die Basis für das Verständnis der Materialeigenschaften.  Dass mittels Elektronenmikroskopie einzelne Atome aufgelöst werden können, ist bereits ein etablierter Standard dieses Forschungsgebiets. Allerdings gelingt dies nur, wenn die Atome in dem Material lange genug "stillhalten", so dass eine Aufnahme ihrer Anordnung gelingen kann. Gerade in 2-D-Materialien wie Graphen ist es jedoch so, dass die Anordnung der Atome durch genau den Elektronenstrahl durcheinandergebracht wird, den man verwenden möchte um sie abzubilden. Diese Art von Strahlenschäden zu vermeiden ist daher von zentraler Bedeutung für die Erforschung der Strukturen. Im durch die EU geförderten Forschungsprojekt "Picometer scale analysis of novel materials" (PICOMAT) wird das Team um Jannik Meyer neue innovative Ansätze testen und entwickeln. Grundlage für das Projekt ist ein einzigartiges Elektronenmikroskopie-Labor, welches derzeit an der Universität Wien eingerichtet wird.

Über Jannik Meyer
Jannik Meyer ist seit 2010 Professor an der Fakultät für Physik der Universität Wien. Er studierte Physik und Elektrotechnik an der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule (RWTH) in Aachen und promovierte am Max-Planck-Institut für Festkörperforschung in Stuttgart und an der Eberhard Karls Universität Tübingen. Danach folgten Postdoc-Aufenthalte am Lawrence Berkeley National Laboratory und der University of California, Berkeley, USA, sowie an der Universität Ulm.


Bereits 20 "ERC Grants" für die Universität Wien
Die Universität Wien hält nunmehr bereits zehn "ERC Starting Grants" seit Einführung des Förderprogramms 2007. Vier davon gingen an Forscher der MFPL – neben Kristin Teßmar-Raible auch Bojan Zagrovic, Sascha Martens und Florian Raible. Der Mikrobiologe Matthias Horn erhielt ihn ebenso wie die Mathematikerin Goulnara Arzhantseva, die Historikerin Sigrid Wadauer sowie die Physiker Markus Aspelmeyer und Frank Verstraete – und nun Jannik Meyer.

An weitere zehn WissenschafterInnen der Universität Wien gingen "ERC Advanced Grants": Walter Pohl (Geschichte), Gerhard J. Herndl (Meeresbiologie), Herlinde Pauer-Studer (Philosophie), Tecumseh Fitch (Kognitionsbiologie), Michael Wagner (Mikrobielle Ökologie), Anton Zeilinger und Markus Arndt (beide Physik), sowie Adrian Constantin, Walter Schachermayer und Ludmil Katzarkov (alle Mathematik).

Wissenschaftliche Kontakte
V.-Prof. Dipl.-Phys. Dr. Jannik C. Meyer
Physik Nanostrukturierter Materialien
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Dr. Kristin Teßmar-Raible
Department für Mikrobiologie, Immunbiologie und Genetik
Max F. Perutz Laboratories
1030 Wien, Dr. Bohr-Gasse 9
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