Wiener Studierende wieder Weltspitze beim Jessup Moot Court

Dritter Platz unter 400 teilnehmenden Teams beim Bewerb in Washington, DC.

Beim diesjährigen Jessup Moot Court, dem weltweit größten juristischen Studentenwettbewerb, konnten vier Studierende der Universität Wien erneut mit einer Spitzenleistung aufwarten.Bei der internationalen Endausscheidung, die von 29. März bis 3. April 2004 in Washington, DC stattfand, gelang dem Wiener Team, bestehend aus Kathrin Gabriel, Ursula Hann, Leonore Lange und Christoph Mikulaschek, unter insgesamt über 400 teilnehmenden Mannschaften aus über 80 Ländern der Einzug ins Semifinale und der Sprung auf den sensationellen dritten Platz. Betreut wurden die vier StudentInnen von Angehörigen des Instituts für Völkerrecht und Internationale Beziehungen der Universität Wien.

Erst nachdem die vier Wiener Studierenden sich in vier Vorrunden sowie im Achtel- und Viertelfinale klar durchgesetzt hatten, mussten sie sich schließlich im Semifinale der Universität Manila (Philippinen), dem späteren Gesamtsieger, geschlagen geben. Damit ließen die Wiener StudentInnen renommierte Universitäten wie Harvard, Columbia (New York), Paris II oder Melbourne (Australien) hinter sich und haben sich zudem als das beste europäische Team positioniert. Gleichzeitig erhielt das Wiener Team den fünften Platz für die besten Schriftsätze. Sehr erfreulich ist auch das gute Abschneiden zweier Teilnehmerinnen bei der Bewertung der besten mündlichen Vorträge: Hier erreichte Kathrin Gabriel den zwölften Platz, Leonore Lange Platz 30 – bei beiden ist Englisch nicht die Muttersprache.

Die „Jessup Moot Court Competition“ – veranstaltet von der International Law Students Association (ILSA) – findet seit 1959 jedes Jahr im Frühjahr in Washington, DC statt. Bei diesem Wettbewerb geht es um einen Streitfall zweier fiktiver Staaten vor dem Internationalen Gerichtshof (IGH). Seit Beginn seiner Teilnahme war das Team der Universität Wien dabei stets im Spitzenfeld, wiederholt erhielt Wien auch die Auszeichnung für die weltbesten Schriftsätze, zuletzt im Jahr 2003. Ein Einzug in das Semifinale gelang das letzte Mal 1994.

Im Rahmen des weltgrößten juristischen Wettbewerbs werden alljährlich schwerpunktmäßig Fragen des internationalen Rechts behandelt. Beim diesjährigen fiktiven Fall ging es um eine Auseinandersetzung zwischen zwei Staaten um die Zuständigkeit des 1998 geschaffenen Internationalen Strafgerichtshofs, der seinen Sitz in Den Haag hat. Die Wiener Studierenden mussten sich dabei mit Rechtsproblemen wie der Zuständigkeit des Sicherheitsrats der Vereinten Nationen und des Internationalen Gerichtshofs und der strafrechtlichen Verantwortlichkeit von schweren Verstößen gegen die Menschenrechte, wie etwa dem Völkermord, auseinander setzen.

Das Thema des Jessup Moot Court 2005 steht bereits fest, es wird um einen brisanten Fall aus dem Bereich des Internationalen Umwelt- und Seerechts gehen: Piraten kapern in der Nähe eines Atolls auf der Hohen See ein Handelsschiff und versenken es, was zu schwerer Verseuchung der lokalen Meeresumwelt führt. Hier stellt sich die Frage, inwiefern Einzelstaaten für das Umweltdesaster verantwortlich zu machen sind.

Mit dem sensationellen Abschneiden des Wiener Teams beim Jessup Moot Court hat die Universität Wien einmal mehr unter Beweis gestellt, dass sie in der Lage ist, dem Anforderungsprofil einer „Weltklasse-Universität“ gerecht zu werden. Hinter dem Erfolg des Wiener Teams steht eine mehrmonatige Vorbereitungsarbeit. Von Oktober 2003 bis Jänner 2004 waren die StudentInnen damit beschäftigt, zwei Schriftsätze (jeweils für die Kläger- wie die Beklagtenseite) anzufertigen. Von Februar bis April folgte ein intensives rhetorisches Training für die mündlichen Plädoyers beim Jessup Moot Court. Bei dieser insgesamt ein halbes Jahr währenden Vorbereitung wurden den StudentInnen Fertigkeiten vermittelt, die im traditionellen Universitätsbetrieb oft zu kurz kommen: das selbstständige Bearbeiten juristischer Probleme, das Verfassen englischsprachiger Schriftsätze sowie das Üben von mündlichen Vorträgen in der englischen Fremdsprache. Ehemalige TeilnehmerInnen des Jessup Moot Court sind heute gefragte JuristInnen in Anwaltskanzleien, Wirtschaftsunternehmen und Ministerien.

Der große materielle und zeitliche Aufwand erfordert jedoch auch Mittel. In diesem Zusammenhang müssen jene Förderer genannt werden, ohne die die Teilnahme am Jessup Moot Court nicht möglich gewesen wäre: das Bundeskanzleramt sowie die Ministerien für auswärtige Angelegenheiten, für Inneres, für Bildung, Wissenschaft und Kultur, die Österreichische Nationalbank, der Verlag Manz sowie die Rechtsanwaltskanzlei CMS Strommer Reich-Rohrwig Karasek Hainz. Nachdem die Universitäten in zunehmendem Maße von Einsparungsmaßnahmen betroffen sind, wird die erfolgreiche Zukunft des Jessup Moot Court sehr stark davon abhängen, wieweit private Unterstützer für dieses wichtige Ausbildungsvorhaben gefunden werden können.

Rückfragehinweis:

Univ.-Ass. Dr. David Rezac

Institut für Völkerrecht und Internationale Beziehungen

Universität Wien

Universitätsstraße 2

1090 Wien

E-Mail: david.rezac(at)univie.ac.at