Vortrag der britischen Arbeitssoziologin Ursula Huws

"Labour in the Global Digital Economy – The Cybertariat comes of Age"

Am Donnerstag, 9 . Juli 2015, 18 Uhr, hält die renommierte Arbeitssoziologin und brillante Zeitdiagnostikerin Ursula Huws einen Vortrag zu Arbeit in der globalisierten und digitalisierten Ökonomie. Ursula Huws kommt im Rahmen der fünften "Marie Jahoda Summer School of Sociology" an die Arbeiterkammer Wien. Die Veranstaltung ist in Zusammenarbeit der Universität Wien und der Arbeiterkammer Wien entstanden.

Unter dem Einfluss von Globalisierung, technologischem Wandel und den Reaktionen auf die Finanzkrise tritt eine neue Form der Arbeitsteilung  zu Tage, argumentiert Ursula Huws. In ihrem Vortrag zeichnet sie eine historische Perspektive der Restrukturierung von Arbeit. Laut Huws wandelte sich das Modell der "normalen" Arbeit seit dem zweiten Weltkrieg drei Mal und tritt nun in eine vierte Phase ein.

Männlich geprägte Industriearbeit
Die erste Phase dauerte ungefähr bis in die Mitte der 1970er Jahre und war geprägt durch den Aufbau der Sozialstaaten in der entwickelten Welt, qualifizierte männliche Arbeiter entwickelten die Erwartung an  einen lebenslangen Job, der Pensions- und Sozialleistungen umfasste und an einen Lohn, der es erlaubte, die gesamte Familie zu erhalten.

Der aufkommende Dienstleistungssektor
In den 1970ern zeichnete sich eine erste Veränderung ab. Frauenerwerbstätigkeit nahm zu – oftmals in Form von Teilzeitbeschäftigung im aufkommenden Dienstleistungsbereich –, während die Industriearbeit langsam an Bedeutung verlor. Durch die Einführung von Computern verloren manche der traditionellen Fähigkeiten an Wert.

Durchdringung mit Digitalisierung
In der dritten Phase, seit den 1990ern, wurde die Benutzung des Computers zur Selbstverständlichkeit für viele Berufe. Mit der Möglichkeit, neben Fabriken auch Dienstleistungen auszulagern, kam es zu einer neuen globalen Arbeitsteilung. Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs gab es keine politischen Barrieren mehr für den globalen freien Verkehr von Information und Kapital. Aufgaben wurden durch zunehmende Standardisierung noch leichter an billige Anbieter auszulagern, von denen viele zu großen multinationalen Unternehmen wuchsen.

Entstehung des Cybertariats
Verstärkt durch Reaktionen auf die Finanzkrise erreichten die bereits grundgelegten Tendenzen eine kritische Masse. Der Großteil der Welt hat nun Zugang zu digitaler Information und eine neue Generation von ArbeiterInnen mit der Fähigkeit, Weltsprachen zu sprechen und global zu agieren, entstand.

Ein neues Paradigma der Arbeitsorganisation entsteht, bei dem Arbeit durch Online-Plattformen, oft jenseits nationaler Regulierungen und von Beschäftigungsschutz, koordiniert wird. Das Paradox dabei ist, dass informelle Arbeit nun zwar formalisiert, aber nicht weniger prekär wird. Das Gegenteil ist der Fall: Informeller und formeller Sektor konvergieren und Prekarität weitet sich auf das gesamte ökonomische Spektrum aus.

Diese Entwicklungen haben weitreichende Folgen, sowohl für die Zusammensetzung der Arbeitskräfte und die Arbeitsqualität als auch für die Lebenswelt.

Kurzbiografie von Ursula Huws
Ursula Huws ist Professorin für Arbeit und Globalisierung an der Universität Hertfordshire und Herausgeberin von "Work, Organisation, Labour and Globalisation". Seit den 1970ern betreibt sie Forschung zur Veränderungen der globalen Arbeitsteilung. Im Moment ist sie Vorsitzende der "COST Action IS 1202, the Dynamics of Virtual Work". Ihr letztes Buch "Labor in the Global Digital Economy: the Cybertariat Comes of Age" (Monthly Review Press) erschien 2014.


Public Keynote-Lecture Ursula Huws:
Labour in the Global Digital Economy – The Cybertariat comes of Age
Zeit: Donnerstag, 9. Juli, 18 Uhr
Ort: AK-Bildungszentrum Wien, Theresianumgasse 16-18, 1040 Wien, SR 11 A + 11 B

Weitere Informationen: http://www.soz.univie.ac.at/marie-jahoda-summer-school-2015/public-keynote-speeches/

Der Vortrag kann kostenfrei besucht werden.
Um Anmeldung wird bis 3. Juli gebeten: sabine.jovic(at)akwien.at

Marie Jahoda Summer School of Sociology
Die fünfte Marie Jahoda Summer School of Sociology Vienna widmet sich unter dem Titel "The Global Digital Workplace – New Ways of Working, New Forms of Labour" der Digitalisierung von Arbeit. Zwischen 6. Juli und 10. Juli 2015 haben 20 PhD-Studierende aus vier Kontinenten die Möglichkeit, ihre Dissertationen mit hochrangigen WissenschaftlerInnen zu diskutieren und weiterzuentwickeln sowie ihre internationale Vernetzung voranzutreiben.

Wissenschaftlicher Kontakt

Univ.-Prof. Dr. Jörg Flecker

Institut für Soziologie
Universität Wien
1090 - Wien, Rooseveltplatz 2
+43-1-4277-48 142
joerg.flecker@univie.ac.at

Rückfragehinweis

Mag. Franz Astleithner

Institut für Soziologie
Universität Wien
1090 - Wien, Rooseveltplatz 2
+43-1-4277- 492 30
franz.astleithner@univie.ac.at

Mag. Alexandra Frey

Media Relations Manager
Universität Wien
1010 - Wien, Universitätsring 1
+43-1-4277-17533
+43-664-8175675
alexandra.frey@univie.ac.at