Universität Wien: Neue Professur für Judaistik - Armin Lange präsentiert Forschungsschwerpunkt Qumran-Schriftrollen

Die Texte von Qumran erhellen wie kein anderer archäologischer Fund die Geschichte, Kultur und Religion des antiken Judentums. Sie sind auch von kaum zu überschätzender Bedeutung für das Verständnis der Hebräischen Bibel (Altes Testament). In seiner Antrittsvorlesung präsentiert Armin Lange, weltweit anerkannter Qumran-Experte und seit Januar 2005 Professor für Judaistik an der Universität Wien, seine – auf diesen wertvollen historischen Quellen basierenden – Forschungsergebnisse.

1947 entdeckten Beduinen die ersten von rund 900 Schriftrollen in der Nähe der Siedlung Qumran im Westjordanland. Diese Schriftrollen sind zwischen 2000 und 2300 Jahre alt und stammen damit aus einer Epoche, in der sich die großen Weltreligionen Judentum und Christentum entwickelten. „Die Forschung an diesen Textfunden hat damit auch indirekt Auswirkungen auf das Verständnis zwischen Judentum und Christentum“, meint Lange, der auch Mitglied des internationalen Herausgeberteams der Textfunde vom Toten Meer ist.

Mit Hilfe der Schriftrollen könne man auch den Ursprung der Bibel zurückverfolgen, so Lange weiter, da sie unter anderem Teile aus dem Alten Testament sowie Kommentare zu biblischen Texten beinhalten. Armin Lange arbeitet bereits seit 13 Jahren an einer Edition der biblischen Handschriften; ein Band liegt bereits vor, fünf weitere sollen folgen. Die Besonderheit der Edition liegt auch darin, dass mehrere Versionen eines Textes in verschiedenen Sprachen nebeneinander abgedruckt sind, um sie sofort miteinander zu vergleichen. „Dies ist von Vorteil, da damals alle Texte von Hand kopiert wurden und jeder Schreiber die Möglichkeit hatte – und teilweise auch nutzte – die Texte zu verändern“, erklärt der Wissenschafter. Die Bibel, so Langes Schlussfolgerung, sei demnach in verschiedenen Fassungen im Umlauf gewesen und erst später in eine Fassung gegossen worden.

Kurzbiografie:

Armin Lange, geb. 1961 in Rahden/Deutschland, ist seit Januar 2005 Professor für Judaistik an der Universität Wien. 1982-1990 Studium der Evangelischen Theologie, Universität Münster. 1995 Dr. theol. ebendort. 2001 Habilitation, Universität Tübingen. 1994-2001 wissenschaftl. Mitarbeiter und wissenschaftl. Assistent am Institut für antikes Judentum und hellenistische Religionsgeschichte, Universität Tübingen. 2002-2004 Associate Professor for Hebrew Bible and Dead Sea Scrolls, University of North Carolina at Chapel Hill (Department of Religious Studies and Carolina Center for Jewish Studies). Seit 1998 Mitglied des intern. Hrsg.-Teams der Textfunde vom Toten Meer, seit 2001 Mithrsg. der Biblia Qumranica, seit 2003 Mithrsg. der Zeitschrift Dead Sea Discoveries.

Forschungsschwerpunkte: Textfunde vom Toten Meer (Qumran), Israelitisch-jüdische Prophetie und Divination, Israelitisch-jüdische Weisheit, Kanongeschichte der Hebräischen Bibel.

Antrittsvorlesung Armin Lange

Thema: Die Hebräische Bibel im Licht der Textfunde von Qumran

Zeit: Dienstag, 18. Oktober 2005, 17.00 Uhr

Ort: Kleiner Festsaal der Universität Wien (Dr.-Karl-Lueger-Ring 1)

Rückfragehinweis:

Mag. Alexandra Frey

Öffentlichkeitsarbeit und Veranstaltungsmanagement

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