Sprachenzentrum der Universität Wien: Sprechen Sie Gebärden?

Tagtäglich benützen 10 000 Gehörlose in Österreich die Gebärdensprache als Erstsprache; weitere 10 000 Menschen benützen sie als Angehörige der Betroffenen. Insgesamt leben 400 000 hörbeeinträchtige – auf Gebärden angewiesene – Menschen in unserem Land. Das Sprachenzentrum der Universität Wien setzt mit Kursen für Österreichische Gebärdensprache (ÖGS) ein wichtiges sprachpolitisches Zeichen.

Seit Herbst 2002 können in den Österreichische-Gebärdensprache(ÖGS)-Kursen auf mittlerweile sechs verschiedenen Niveaustufen (AnfängerInnen I – Fortgeschrittene IV) ÖGS-Kenntnisse erworben und vertieft werden. Der Kurs besteht aus 39 Einheiten à 45 Minuten, die pro Semester auf 13 Wochen verteilt sind – ein sehr kompaktes Angebot. Zunächst wird die Besonderheit der Sprache kurz erklärt, die Möglichkeiten des Ausdrucks und die verschiedenen Handstellungen und Bedeutungen von Nuancen. Man beginnt mit einfachen Worten und dem Fingeralphabet und mit Übungen zur nonverbalen Kommunikation. Daneben werden visuelle Medien eingesetzt, um andere Gehörlose und sich selbst beim Gebärden zu beobachten. Nach rund fünf Semestern kann eine Spezialisierung im Bereich Dolmetschen oder Unterrichten erfolgen.

Mit der Aufnahme der ÖGS in das Angebot des Sprachenzentrums der Universität Wien wird einer starken Nachfrage Rechnung getragen. „Bislang waren alle Kurse innerhalb kürzester Zeit ausgebucht“, berichtet Kathrin Kordon, interimistische Leiterin des Zentrums. „Mit unserem ÖGS-Angebot setzen wir ein wichtiges sprachen- und bildungspolitisches Signal und unterstützen die Bemühungen des Österreichischen Gehörlosenverbandes, die ÖGS als Minderheitensprache anzuerkennen“, so Kordon.

Indem in den Kursen auf die Vermittlung kultureller Aspekte Wert gelegt wird, soll es gelingen, mit weit verbreiteten Vorurteilen über die ÖGS aufzuräumen. Mit der ÖGS kann nicht international kommuniziert werden. Es gibt unzählige nationale Varianten (z.B.: die American Sign Language , die British Sign Language, eine Langue des Signes Française) und regionale Varianten. Schon in den ersten Kursstunden wird klar, dass es sich bei Gebärdensprachen nicht um eine verbildlichte Form von Sprache handelt, sondern dass diese eine eigene Struktur, eine eigene Grammatik und einen eigenen Wortschatz haben.

Kursangebot Sommersemester 2005

Neben der ÖGS kann man am Sprachenzentrum der Universität Wien im kommenden Sommersemester 17 weitere Sprachen erlernen oder vertiefen: Arabisch, Chinesisch, Englisch, Finnisch, Französisch, Italienisch, Kroatisch, Polnisch, Rumänisch, Russisch, Schwedisch, Slowakisch, Spanisch, Tschechisch, Türkisch, Ungarisch und Urdu werden ab 7. März (13 Wochen, 1x wöchentlich 3 Einheiten) angeboten. Anmelden kann man sich direkt über die Website des Sprachenzentrums oder persönlich im Büro des Sprachenzentrums, Alser Straße 23/12, 1080 Wien, Tel: +43 (1) 4277-182 77.

Rückfragehinweis:

Mag. Kathrin Kordon

Alser Strasse 23/12

1080 Wien

Tel.: +43 (1) 4277-182 77

Mobil: +43 (650) 378 74 60

E-Mail: kathrin.kordon@univie.ac.at

www.univie.ac.at/sprachenzentrum