Österreich drückt bei der WM 2014 Deutschland die Daumen

Utl.: Universität Wien beteiligt sich am europäischen Fußball-Projekt FREE

25 Prozent der ÖsterreicherInnen glauben, dass Deutschland Fußballweltmeister 2014 wird. Immerhin 19  Prozent drücken dem großen Nachbarn sogar explizit die Daumen – mehr als jedem anderen teilnehmenden Land. Dies ist eines der Ergebnisse der repräsentativen Telefonumfrage "Football in the European Public Opinion Survey", koordiniert vom europäischen Fußballforschungsprojekt "Football Research in an Enlarged Europe" (FREE). An der österreichischen Studie haben Alexandra Schwell und ihr Team vom Institut für Europäische Ethnologie der Universität Wien mitgearbeitet.

48  Prozent der Befragten in Österreich planen, die FIFA-Weltmeisterschaften in Brasilien zu verfolgen. Damit liegen sie zwar weit hinter den teilnehmenden Ländern, wie Deutschland (82 Prozent) oder Spanien (67 Prozent), aber immer noch vor der Türkei (41 Prozent) und Polen (38 Prozent), die sich ebenfalls nicht qualifizieren konnten. 12 Prozent der befragten ÖsterreicherInnen halten zu Brasilien und 10 Prozent zu Spanien.

"Im Gegensatz zu den anderen acht befragten Ländern rechnet Österreich mit 25 Prozent als einziges Deutschland die besten Chancen im Wettbewerb zu. Alle anderen Länder sehen Brasilien als Sieger der WM 2014", erklärt Alexandra Schwell vom Institut für Europäische Ethnologie der Universität Wien das markanteste Ergebnis der Auswertung der österreichischen Umfrage, und weiter: "Dies betrifft sogar diejenigen Länder, deren Nationalmannschaft an der WM teilnimmt. Diese wünschen aber trotzdem ihrer eigenen Nationalmannschaft den Sieg. Während Österreich zu Deutschland hält, würden sich Dänemark (10 Prozent) und Polen (16 Prozent) mit teils sehr knappem Vorsprung vor Deutschland und Brasilien über einen Sieg der spanischen Nationalmannschaft freuen, und die Türkei über einen Sieg Brasiliens (20 Prozent)."

Spanien ist optimistisch

Am optimistischsten sehen die Spanier der WM entgegen: Sie glauben zu 58 Prozent an einen sicheren oder wahrscheinlichen Sieg ihrer Nationalmannschaft, gefolgt von Italien (47 Prozent) und Deutschland (45 Prozent), die sich ebenfalls Chancen auf den Pokal ausrechnen.

Repräsentativität und teilnehmende Länder der Umfrage
Die Umfrage wurde im Dezember 2013 telefonisch durchgeführt. An ihr nahmen 7.245 EuropäerInnen aus Österreich (812), Deutschland (803), Dänemark (802), Spanien (800), Frankreich (808), Italien (800), Polen (810), Großbritannien (794) sowie der Türkei (816) teil. Die Repräsentativität der Auswahl ist durch das Verwenden eine Quotierung nach Gender und Alter garantiert. Abhängig vom jeweiligen Land wurden zusätzliche Variablen (Beschäftigung, Einkommen, Bildungsstand, Region, Größe der Ballungszentren) miteinbezogen. Jedes Land wurde basierend auf der Zahl der Gesamtbevölkerung angepasst. 

Was ist FREE – Football Research in an Enlarged Europe?    
FREE – "Football Research in an Enlarged Europe" ist ein interdisziplinäres Forschungsprojekt, in dem WissenschafterInnen aus acht europäischen Ländern sowie unterschiedlichen kultur- und sozialwissenschaftlichen Disziplinen zusammenarbeiten. Geschichte, Soziologie, Politikwissenschaften und nicht zuletzt die Europäische Ethnologie gehen die Thematik aus ihren jeweils eigenen Perspektiven und mit spezifischen Fragestellungen an, jedoch nicht, ohne stets in enger Verbindung mit den jeweils anderen Partnern zu stehen. Eine der zentralen Fragen des Forschungsprojekts ist, inwieweit Fußball einen Beitrag zur Entwicklung einer spezifisch europäischen Identität leisten kann. Generell gibt es nur sehr wenige Gelegenheiten, bei denen europäische BürgerInnen zugleich ihrer nationalen Identität wie auch ihrer Zugehörigkeit zu Europa Ausdruck verleihen können. Fußball bietet genau diese Möglichkeiten, und zwar in Form europaweiter Wettbewerbe, wie der UEFA Europameisterschaft oder auf Vereinsebene (Champions League). Welche Loyalitäten und Rivalitäten die Weltmeisterschaft 2014 bestimmen, wird Teil der kommenden Forschung sein.

In sechs Forschungssträngen geht das FREE-Projekt der Frage nach, welche Auswirkungen sich auf der Ebene der BürgerInnen in Europa zeigen. Dazu gehören: (1) die Geschichte europäischer Wettbewerbe, (2) die historische Bedeutung von Fußball als ein Erinnerungsort in Europa, (3) Fragen der Feminisierung im Fußball, (4) Identitäten und Fragen der Zugehörigkeit und Rivalität, (5) die Frage nach einer europäischen Fußball-Öffentlichkeit sowie (6) deren Regulierung und Governance.

Die Laufzeit des Projekts beträgt drei Jahre (2012-2015) und steht unter der Leitung der "ESSCA School of Management" (FR), welche diese Umfrage mitfinanziert hat. An der Erstellung der Umfrage waren alle Partner-Universitäten des FREE-Projekts beteiligt: Københavns Universitet (DK), Loughborough University (UK), Middle East Technical University (TK), Universitat de València (ES), Universität Stuttgart (DE), Universität Wien (AT), Université de Franche-Comté (FR), Adam Mickiewicz University (PL).

Das FREE-Projekt wird im 7. EU-Rahmenprogramm für Forschung, technologische Entwicklung und Demonstration (7. RP)  unter dem Grant Agreement Nr. 290805 gefördert. In Österreich wurde die Umfrage von "Das Österreichische Gallup Institut" durchgeführt. In allen neun beteiligten Ländern wurde die Durchführung von Céline Bracq von "BVA France" koordiniert.

Weitere Informationen zum FREE-Projekt: www.free-project.eu

Wissenschaftliche Kontakte

Univ.-Ass. Dr. Alexandra Schwell
Institut für Europäische Ethnologie
Universität Wien
1010 Wien, Hanuschgasse 3
T +43-1-4277-440 06
alexandra.schwell(at)univie.ac.at

Nina Szogs M.A.
Institut für Europäische Ethnologie
Universität Wien
1010 Wien, Hanuschgasse 3
T +43-1-4277-440 12
nina.szogs(at)univie.ac.at

In der ersten Juni-Woche startet uni:view, die Online-Zeitung der Universität Wien, ihr WM-2014-Dossier, in dem ExpertInnen der Universität Wien zu den Themen Fußball und Brasilien zu Wort kommen werden: http://medienportal.univie.ac.at/uniview/dossiers

Rückfragehinweis
Mag. Veronika Schallhart
Pressebüro der Universität Wien
Forschung und Lehre
1010 Wien, Universitätsring 1
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M +43-664-602 77-175 30
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