Marietta-Blau-Saal an der Universität Wien

Seit Frühjahr 2005 finden im Hauptgebäude der Universität Wien Lehrveranstaltungen nicht nur in den zahlreichen Hörsälen und Seminarräumen sondern auch im Marietta-Blau-Saal statt. Dabei handelt es sich um den ehemaligen Sitzungssaal der Medizinischen Fakultät, der in Folge struktureller und räumlicher Veränderungen nun eben auch als Seminar- und Sitzungsraum genutzt wird.

Die Universitätsleitung entschied, heuer zum Jahr der Physik den Raum als Marietta-Blau-Saal zu bezeichnen. Neben zahlreichen männlichen Kollegen haben auch einige herausragende Frauen das Fach der Physik im 20. Jahrhundert entscheidend weiterentwickelt. Eine von ihnen war Marietta Blau. „Die Universität Wien hatte und hat sehr erfolgreiche Wissenschaftlerinnen in ihren Reihen. Wir sind stolz auf sie und möchten das gerne auch öffentlich zeigen“, erklärt Univ.-Prof. Johann Jurenitsch, Vizerektor für Ressourcen und Bibliothekswesen, die Entscheidung für diese Raumbenennung.

Zur Person Marietta Blau (1894–1970)

Marietta Blau studierte an der Universität Wien Physik und Mathematik. 1923–38 arbeitete sie ohne Bezahlung am Institut für Radiumforschung der Akademie der Wissenschaften in Wien, unterbrochen von Auslandsaufenthalten, u. a. bei Marie Curie in Paris. Blau entwickelte die photographische Methode zum Nachweis geladener Kernteilchen. Dafür erhielten sie und ihre Schülerin Hertha Wambacher 1937 den Ignaz-L.-Lieben-Preis. Höhepunkt ihrer Forschung war die Entdeckung von „Zertrümmerungssternen”. Blau und Wambacher gelang damit der Nachweis des „Zerplatzens” von Atomkernen, ausgelöst durch die kosmische Strahlung. Dafür schlug Erwin Schrödinger 1950 die beiden Frauen, später Blau allein, für den Nobelpreis vor. Marietta Blau war Jüdin und musste 1938 vor dem nationalsozialistischen Regime fliehen. Ihr Weg führte über Oslo und – auf Empfehlung von Albert Einstein – an die Technische Hochschule in Mexico City. 1944 übersiedelte sie in die USA. Ab 1948 arbeitete sie an der Columbia University, dem Brookhaven National Laboratory und an der University of Miami. 1960 kehrte sie nach Wien zurück, wo sie 1970 starb. 1962 erhielt sie den Schrödingerpreis der Österreichischen Akademie der Wissenschaften und 1967 den Preis für Naturwissenschaften der Stadt Wien.

Rückfragehinweis

Mag. Cornelia Blum

Rektorat der Universität Wien, Öffentlichkeitsarbeit

Dr.-Karl-Lueger-Ring 1, 1010 Wien

Tel. +43-1-42 77-100 12

Fax +43-1-42 77-91 00

Cornelia.blum(at)univie.ac.at