Internationale Tagung zum Gender-Aspekt im Ersten Weltkrieg

Vom 29. September bis 1. Oktober 2011 findet am Campus der Universität Wien eine internationale Tagung zur Frauen- und Geschlechtergeschichte des Ersten Weltkrieges statt – ein kritischer Auftakt zum baldigen Erinnerungsjahr 2014. Vortragende aus zahlreichen europäischen Ländern und den USA liefern einen fächerübergreifenden und transnationalen Zugang zur "Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts" (Georg F. Kennan). In Verbindung mit der Konferenz findet am 4. Oktober, 19 Uhr, die Wiener Vorlesung "Krieg und Gewalt im langen 20. Jahrhundert. Eine globale Perspektive" mit dem Historiker Michael Geyer (University of Chicago) statt.

Ziel der Konferenz ist es, bisherige Forschungsergebnisse kritisch zu bilanzieren sowie Paradigmen und Perspektiven der Weltkriegsforschung aus der Gender-Perspektive zu diskutieren. Es werden verschiedene Aspekte der dramatischen Jahre 1914 bis 1918 analysiert: das Verhältnis von Front und Heimatfront sowie entsprechende Männlichkeits- und Weiblichkeitsmodelle, die Erfahrung von Kriegsgewalt, Formen der Visualisierung des Krieges sowie dessen Auswirkungen auf Konzepte der Staatsbürgerschaft von Frauen. Veranstaltet wird die Tagung "The First World War in a Gender Context. Topics and Perspectives" von der Forschungsplattform der Universität Wien "Neuverortung der Frauen- und Geschlechtergeschichte im veränderten europäischen Kontext", geleitet von der Historikerin Christa Hämmerle, in Kooperation mit dem internationalen "Arbeitskreis Historische Friedensforschung".

Erinnerungsjahr 2014 bietet Chance für "Gender-Korrektur"
Das Konzept der Konferenz wurde von Christa Hämmerle, Birgitta Bader-Zaar, ebenfalls Historikerin an der Universität Wien, und Oswald Überegger von der Universität Hildesheim erarbeitet. "Der Beginn des Ersten Weltkrieges jährt sich bald zum 100. Mal. Unsere Motivation für diese Tagung war ein notwendiges, kritisches Einbringen der Frauen- und Geschlechtergeschichte in das schon breit eingesetzte 'Revisiting' des Ersten Weltkrieges", betont Christa Hämmerle, und weiter: "Die Geschichte des Ersten Weltkrieges kann ohne Berücksichtigung der Kategorie 'Geschlecht' nicht ausreichend erfasst und verstanden werden. Das haben bislang noch wenig beachtete Forschungsarbeiten der Frauen- und Geschlechtergeschichte in den letzten Jahren gezeigt."

In den beteiligten Staaten führte dieser weitgehend totale Krieg nicht nur zur breiten Unterstützung durch Frauen an der weiblich konnotierten "Heimatfront", sondern auch zu ihrem Einsatz in den Kampfgebieten – nicht nur als Kriegskrankenschwestern. Im Ersten Weltkrieg wurde die soldatische Männlichkeit weit wirkmächtiger idealisiert als je zuvor, was sich auf die hegemonialen Geschlechter- und Gesellschaftsordnungen auswirkte. In der Folge erschwerten sich auch pazifistische Bemühungen und Aktivitäten. "Die Stilisierung der nationalen Volksgemeinschaften zu Kampfgemeinschaften und die damit verbundene Kriegshetze und ideologische Verblendung sind ein europäisches Phänomen, ebenso wie die Erfahrung kriegerischer Gewalt bis hin zum aktiven Töten, zu Flucht und Vertreibung – in vielerlei auch geschlechterdifferenten Ausprägungen", führt Hämmerle aus.

Tagung: The First World War in a Gender Context. Topics and Perspectives
Zeit:
Donnerstag, 29. September, bis Samstag, 1. Oktober 2011
Ort: Seminarraum Alte Kapelle, Campus der Universität Wien, Spitalgasse 2-4, 1090 Wien

Im Rahmen der Tagung findet auch eine Wiener Vorlesung statt:
Michael Geyer: Krieg und Gewalt im langen 20. Jahrhundert. Eine globale Perspektive
Zeit:
Dienstag, 4. Oktober 2011, 19 Uhr
Ort: Wiener Rathaus, Festsaal, Feststiege I, Lichtenfelsgasse 2, 1010 Wien

Programm und weitere Information
Forschungsplattform Neuverortung der Frauen- und Geschlechtergeschichte
Arbeitskreis Historische Friedensforschung

Wissenschaftlicher Kontakt
Ao. Univ.-Prof. Mag. Dr. Christa Ehrmann-Hämmerle
derzeit c/o Max-Planck-Institut für Bildungsforschung
Forschungsbereich "Geschichte der Emotionen"
14195 Berlin, Lentzeallee 94
T +49-30-824 06-358
christa.ehrmann-haemmerle(at)univie.ac.at

Rückfragehinweis
Mag. Michaela Hafner
Forschungsplattform "Neuverortung der Frauen- und Geschlechtergeschichte"
Universität Wien
1010 Wien, Dr.-Karl-Lueger-Ring 1
T +43-1-4277-408 13
michaela.hafner(at)univie.ac.at

Wissenschaftlicher Kontakt

Ao. Univ.-Prof. Mag. Dr. Christa Hämmerle

Institut für Geschichte
Universität Wien
1010 - Wien, Universitätsring 1
+43-1-4277-408 19
christa.ehrmann-haemmerle@univie.ac.at