Eröffnung des ehemaligen jüdischen Betpavillons – ein Ort der Erinnerung am Universitätscampus

Die Universität Wien eröffnet gemeinsam mit der Israelitischen Kultusgemeinde am Donnerstag, 20. Oktober 2005, 10.00 Uhr, den ehemaligen jüdischen Betpavillon. Das Bethaus am heutigen Universitätscampus wurde in einem mehrjährigen künstlerischen Projekt neu gestaltet. Entstanden ist „DENK-MAL – Marpe Lanefesh“, ein lebendiger Ort der Erinnerung, der auf seine kulturelle Bedeutung verweist.

Die Eröffnung nehmen Oliver Henhapel, Leiter des Kultusamtes des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Kunst, Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny, Avshalom Hodik, Generalsekretär der Israelitischen Kultusgemeinde und Vizerektor Johann Jurenitsch von der Universität Wien vor.

Der Betpavillon wurde 1903 im alten Wiener Allgemeinen Krankenhaus (AKH) nach Plänen von Max Fleischer für Kranke jüdischen Glaubens errichtet. 1938 schändeten die Nationalsozialisten im Novemberpogrom das Gebäude. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs wurde das Gebäude in einen Transformatorraum für die Stromspeisung des nahe gelegenen „Narrenturms“ umgebaut und blieb in dieser Funktion bis zum Jahr 2000 in Betrieb.

Angesichts der historischen Umstände hat die Universität Wien neben der Verpflichtung, das ehemalige Bethaus zu renovieren und instand zu halten, auch die kulturpolitische Verantwortung übernommen. Die Künstlerin Minna Antova wurde mit der Neugestaltung des Objekts beauftragt. Mit Unterstützung der ArchitekInnen Maria Langthaller, Gerhard Scheller und Christian Willibald realisierte sie den begehbaren Kunstraum „DENK-MAL – Marpe Lanefesh“, der die wechselvolle Geschichte des Ortes dokumentiert. Der ehemalige Betpavillon wird auch als Seminarraum der Universität Wien verwendet werden.

Ort der Geschichte

Das DENK-MAL Marpe Lanefesh (Heilung für die Seele) betont die Besonderheit des Ortes, der durch die Nähe von Narrenturm, Österreichischer Nationalbank und durch die Lage am Universitätscampus geprägt ist. Eingelassene Texte im Außenbereich des Hauses, Glaskonstruktionen als Ersatz der ehemals zerstörten Bauelemente, bedruckte Glasschichten am Boden als Geschichtschronik und Wandmalereien bilden die wesentlichen Elemente der künstlerischen Umsetzung durch Minna Antova. Die Künstlerin betont die vielschichtige Bedeutung des Orts: ehemaliger jüdischer Kultort, Ort der Zerstörung jüdischer Lebenswelten in diesem Land und Zeugnis des Umgangs mit Orten jüdischer Geschichte und deren Zerstörung nach 1945.

Eröffnung:

DENK-MAL Marpe Lanefesh (Heilung für die Seele)

Donnerstag, 20. Oktober 2005, 10.00 Uhr

Universitätscampus (Altes AKH)

1090 Wien, Spitalgasse 2, Hof 6

Rückfragehinweis:

Mag. Veronika Schallhart

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