Dies Academicus 2018

Universität Wien verleiht drei Doktorate "sub auspiciis" und zwei Ehrendoktorate für verdiente Wissenschafter mit Wurzeln in Wien

Am Montag, 12. März 2018, feiert die Universität Wien anlässlich der 653. Wiederkehr des Jahrestages der Gründung der Alma Mater Rudolphina Vindobonensis ihren Dies Academicus. Bundespräsident Alexander Van der Bellen überreicht aus diesem Anlass um 14.30 Uhr drei herausragenden Absolventen die Ehrenringe der Republik Österreich im Rahmen einer "Promotio sub auspiciis Praesidentis rei publicae" mit Rektor Heinz W. Engl. Die Universität Wien ehrt außerdem Robert A. Shaw und Isaac P. Witz mit einem Ehrendoktorat. Beide wurden in Wien geboren und mussten vor dem NS-Regime fliehen – zwei Wissenschafter, die Bedeutendes im Bereich Chemie und der Krebsforschung geleistet haben.

Sowohl Robert A. Shaw als auch Isaac P. Witz haben ihre Wurzeln in Wien und wurden aufgrund ihrer jüdischen Herkunft 1939 von dort vertrieben. Ungeachtet seines persönlichen Schicksals hat Isaac P. Witz, der bis heute in Israel lebt, die Verbindung zu Österreich nie aufgegeben. Er war mehrfach im Rahmen einer Gastprofessur an der Universität Wien tätig – zuletzt im Wintersemester 2017/18 an der Fakultät für Chemie. Robert A. Shaw, der als 14-Jähriger mit einem der letzten "Kindertransporte" Österreich verließ, verlegte angesichts seiner tragischen Erfahrungen und persönlichen Verluste seinen privaten und wissenschaftlichen Lebensmittelpunkt nach England. Er hat sich in den vergangenen Jahren seiner Wiener Kindheit und seinen österreichischen Wurzeln in Auseinandersetzung mit der zeitgeschichtlichen Forschung wieder angenähert.

Isaac P. Witz ist Biochemiker und Immunologe, geboren 1934 in Wien. 1939 floh seine Familie vor dem NS-Regime durch Emigration in das Britische Mandatsgebiet Palästina. An der Hebrew University in Jerusalem promovierte Witz 1965, die Tel Aviv University war und ist bis heute die Hauptstätte seines wissenschaftlichen Wirkens. Der mehrfach ausgezeichnete Forscher ist ein Pionier der Erforschung der Tumormikroumgebung und ihrer Bedeutung bei der Metastasenbildung. Seine Studien trugen entscheidend zu einem besseren Verständnis der komplexen Interaktionen zwischen Tumorzellen und ihrer Mikroumgebung und damit der Mechanismen von Tumorgenen und Tumorprogression bei. Er war federführend an der Gründung des Tel Aviv University Cancer Biology Research Center Anfang der 1980er Jahre beteiligt, welches er auch einige Jahre leitete, sowie langjähriger Präsident der von ihm mitbegründeten International Cancer Microenvironment Society. Witz war Gastprofessor in den USA, Schweden und in Österreich: In den Jahren 1998, 2000 und 2002 sowie im Wintersemester 2017/18 war Witz als Gastprofessor in Wien, zuletzt an der Fakultät für Chemie.

Robert A. Shaw, geb. als Robert Schlesinger 1924 in Wien, kam im Sommer 1939 mit einem der letzten Kindertransporte nach England. Er arbeitete in London zunächst als Laufbursche eines Delikatessengeschäftes, machte eine Ausbildung zum Dreher und meldete sich 1944 als Freiwilliger zur Armee mit Dienst in Indien, Thailand und Singapur. In dieser Zeit erwarb er im Fernunterricht die Qualifikation zum Universitätsstudium. 1947 begann Shaw Chemie zu studieren, 1954 promovierte er an der University of London, am dortigen Birkbeck College wurde er 1965 vom Lecturer direkt zum Full Professor ernannt. Shaw leistete große Beiträge im Bereich der Phosphazen-Chemie, einer Verbindungsklasse, die als Grundlage für Polymere auch technisch eine breite Anwendung findet. Shaw war federführend in dem von der britischen und indischen Regierung gemeinsam finanzierten zehnjährigen "Bangalore-Birkbeck Phospazene Project" tätig sowie in vielen weiteren interdisziplinären Kooperationen mit Frankreich, Türkei und Polen involviert. Er ist bereits Ehrendoktor der Universität von Toulouse und Gebze (Türkei). In späteren Jahren hat er ein großes Interesse für Geschichte entwickelt.

Drei Promotionen "sub auspiciis"
Ein sehr guter Erfolg in allen Oberstufenklassen, eine Reifeprüfung mit Auszeichnung, ein Studienabschluss, in dem alle Teile der Diplom- bzw. Bachelor- und Masterprüfungen sowie das Rigorosum mit "Sehr gut" beurteilt werden, dazu Bestbeurteilungen bei der Diplom- bzw. Masterarbeit und Dissertation: Das alles sind Voraussetzungen für eine "Promotio sub auspiciis praesidentis rei publicae". Dieses Jahr erhalten drei Absolventen der Universität Wien diese höchste Auszeichnung für ein Studium, die es in Österreich gibt.

Alexander Degelsegger-Márquez
(geb. 1981 in Linz) maturierte 2001 an der HTL Neufelden. Nach dem Zivildienst bei der Caritas Linz und einem Freiwilligenjahr in Argentinien studierte er Politikwissenschaft und Internationale Entwicklung an den Universitäten Wien und Granada. Nach seinen Diplomstudien war er als assoziierter Juniorwissenschafter am Institut für Technikfolgenabschätzung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften tätig. Seit 2008 ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Zentrum für Soziale Innovation, wo er eine Reihe von Projekten zur Forschungsaußenpolitik der EU betreute und seit 2014 in Leitungspositionen für den Bereich "Forschungspolitik und Entwicklung" mitverantwortlich ist. Seit 2018 koordiniert er ein EU Horizon 2020-Projekt zum Thema “Science Diplomacy". Seine Dissertation im Bereich der Wissenschaftsforschung, die er 2017 unter der Betreuung von Ulrike Felt fertigstellte, beschäftigt sich mit Formen und Funktionen kollaborativer Forschung und deren Bezug zur politischen Steuerungsebene.

Christoph Harrach (geb. 1987 in Eisenstadt) maturierte 2006 an der Handelsakademie Frauenkirchen. Anschließend begann er an der Universität Wien das Diplomstudium der Mathematik, welches er 2011 abschloss. In seiner Diplomarbeit im Bereich der algebraischen Zahlentheorie beschäftigte er sich mit topologischen und geometrischen Eigenschaften von abelschen algebraischen Gruppen, für die er den Würdigungspreis des Bundesministeriums für Wissenschaft und Forschung erhielt. Nach Absolvierung seines Zivildienstes, beschäftigt als Betreuer für Menschen mit Beeinträchtigungen beschäftigt war, begann er 2012 das Doktoratsstudium der Mathematik an der Universität Wien in der Forschungsgruppe von Andreas Cap im Bereich der Differentialgeometrie. In dieser Zeit verfasste er seine Dissertation zum Thema "Poisson transforms for differential forms adapted to the flat parabolic geometries on spheres" und war außerdem in der universitären Lehre tätig. Seit Beendigung des Doktoratsstudiums, das er 2017 abschloss, ist er weiterhin an der Universität Wien als Postdoc und externer Lehrender beschäftigt.

Matthias Schmidt (geb. 1984 in Wien) maturierte 2003 an der Bundeshandelsakademie Wien 13. Nach seinem Zivildienst im Bundesinstitut für Gehörlosenbildung Wien studierte er Germanistik (Abschluss 2010) und Philosophie (Abschluss 2011) an der Universität Wien. Seit 2009 arbeitete er in mehreren literaturtheoretischen Forschungsprojekten unter der Leitung von Anna Babka und Wolfgang Müller-Funk an der Universität Wien mit, 2012 forschte er als Visiting Scholar an der University of California, Berkeley. Von 2013–2015 erhielt er ein DOC-Stipendium der Österreichischen Akademie der Wissenschaften für sein germanistisches Dissertationsprojekt, das unter dem Titel "Versehrtes Erkennen" die differenzsensible Ausrichtung theoretischer Schreibweisen im Exil anhand von Walter Benjamin und Siegfried Kracauer untersucht. 2017 schloss er dieses – wie auch sein Studium der Buchgestaltung (New Design University St. Pölten) – ab und ist seither als Partner im Wiener Sonderzahl Verlag tätig.

Nachwuchsförderung und Stipendienverleihung
Um 17 Uhr verleiht die Universität Wien die Bank Austria-Forschungspreise und die Doc.Awards der Stadt Wien an zahlreiche JungwissenschafterInnen.

ERC Talk: Science & Drinks
Am Dienstag, 13. März, lädt die Universität Wien zum "ERC Talk: Science & Drinks" im Kleinen Festsaal ein. Bei einer Reise durch die Welt der Wissenschaft präsentieren zahlreiche ERC-PreisträgerInnen der Universität Wien ihre Forschungsprojekte, erzählen aus ihrem Forschungsalltag und berichten, welche Relevanz ihre Ergebnisse für die Weiterentwicklung der Wissenschaft sowie für gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklungen haben. Eine gute Gelegenheit, um SpitzenforscherInnen Fragen zu stellen und mit ihnen ins Gespräch zu kommen.

Themenüberblick:
http://www.univie.ac.at/forschung/forschung-im-ueberblick/erc-grants/

Programm des Dies Academicus 2018 im Überblick:

Ort: Kleiner Festsaal der Universität Wien, 1010 Wien, Universitätsring 1
Zeit: Montag, 12. März 2018

14.30 Uhr: Promotio sub auspiciis Praesidentis rei publicae
17 Uhr: Stipendienverleihung: Verleihung der Bank Austria-Forschungspreise 2017 sowie der Doc.Awards 2018

ERC Talk: Science & Drinks am 13. März
Ort: Kleiner Festsaal der Universität Wien, 1010 Wien, Universitätsring 1
Zeit: Dienstag, 13. März 2018, 18 Uhr

Rückfragehinweis

Mag. Alexandra Frey

Media Relations Manager
Universität Wien
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