Ausstellung und Symposium zum 100. Geburtstag von Kurt Gödel

Am Mittwoch, 26. April 2006, 17 Uhr, findet im Großen Festsaal der Universität Wien die Eröffnungsveranstaltung zur Ausstellung "Gödels Jahrhundert – Gödel's Century" und zu einem großen internationalen Gödel-Symposium statt. In Anwesenheit von Bundespräsident Heinz Fischer wird des bedeutendsten Logikers des 20. Jahrhunderts gedacht. Gödel wäre heuer am 28. April 100 Jahre alt geworden.

Nach Begrüßungsworten von Georg Winckler, Rektor der Universität Wien, sprechen neben Matthias Baaz von der Kurt Gödel Society, Charles L. Harper von der John Templeton Foundation, Karl Sigmund, Professor für Mathematik an der Universität Wien und Organisator der Ausstellung, Daniel Weselka vom Bundesminsterium für Bildung, Wissenschaft und Kultur auch Bundespräsident Heinz Fischer. Karl Sigmund stellte die Ausstellung gemeinsam mit den Mathematiker John Dawson zusammen. Dawson ordnete und systematisierte Gödels Nachlass an der Firestone Library der University of Princeton und beschäftigte sich über Jahre mit seinem Leben und Werk. Darüber hinaus wurden am Archiv des Institute for Advanced Study in Princeton, in der Handschriftensammlung der Wiener Stadt- und Landesbibliothek, bei der Vienna Circle Foundation in Amsterdam und nicht zuletzt im Archiv der Universität Wien Recherchen für die Ausstellung durchgeführt.

Zur Biografie von Kurt Gödel

Das Time Magazine setzte Kurt Gödel (1906-1978) auf die Liste der 100 wichtigsten Persönlichkeiten des 20. Jahrhunderts, die Harvard Universität ernannte ihn zum Ehrendoktor und Albert Einstein liebte es, auf langen Spaziergängen mit ihm zu diskutieren. Kurt Gödel, 1906 in Brünn geboren, stammte aus einer wohlhabenden Textilunternehmerfamilie. Nach der Matura begann er in Wien das Studium der Physik. Schon bald nahm er an den wöchentlichen Sitzungen des Wiener Kreises, der von Moritz Schlick ins Leben gerufen wurde und sich mit den methodischen Grundlagen des Denkens auseinandersetzte, teil. Inspiriert von diesen Gesprächen und dem Mathematischen Kolloquium von Karl Menger begann Gödel mit Arbeiten, die die mathematische Logik revolutionieren sollten.

Er stellte den ersten Gödel’schen Unvollständigkeitssatz auf: Jedes formale System, das zumindest eine Theorie der natürlichen Zahlen enthält, enthält unentscheidbare Aussagen, die nicht beweisbar und deren Negation ebenfalls nicht beweisbar ist. Daraus leitet sich der zweite Unvollständigkeitssatz ab: Die Widerspruchsfreiheit eines solchen formalen Systems kann nicht innerhalb des Systems nachgewiesen werden. Hans Magnus Enzensberger fasste später diese Gedanken in einer Hommage für Gödel kurz zusammen: Du kannst deine eigene Sprache in deiner eigenen Sprache beschreiben; aber nicht ganz .

Anfang der 30er Jahre präsentierte Gödel Teile seiner Arbeit "Über formal unentscheidbare Sätze der Principia mathematica und verwandter Systeme", deren Wert in der Fachwelt sofort anerkannt wurde, u.a. von John von Neumann, der später einer der Begründer des modernen Computers werden sollte. Trotz dieser Meisterleistung kam Gödel in Wien nicht über eine Dozentur hinaus, in den USA wurde er hingegen 1933 als Gast an das Institute for Advanced Study in Princeton geladen.

Gödel kehrte 1934 nach Wien zurück und musste sogleich eine Nervenheilanstalt aufsuchen. Seit seiner frühen Jugend litt Gödel an Angstneurosen. Die politischen Unruhen an der Universität und die Ermordung des Gründers des Wiener Kreises, Moritz Schlick, 1936 waren weitere Tiefschläge. Gödel erlitt einen Nervenzusammenbruch. Nach seiner Genesung 1938 heiratete Gödel seine langjährige, von seiner Mutter nur ungern akzeptierte, Freundin Adele Porkert. Nachdem Gödel Opfer eines Übergriffs von einem NS-Schlägertrupps geworden war und als wehrmachtstauglich befunden wurde, emigrierte er mit seiner Frau in die USA und verbrachte seinen Lebensabend in Princeton.

Ausstellung: Gödels Jahrhundert – Gödel's Century

Zeit: Mittwoch, 26. April, bis Samstag, 6. Mai 2006, Mo-Fr 9-21 Uhr, Sa 9-12 Uhr

Ort: Kleiner Lesesaal der Universität Wien, Dr.-Karl-Lueger-Ring 1, 1010 Wien

Eintritt frei

Darüber hinaus wird die Ausstellung von 15. Mai bis 15. Juni 2006 im Palais Palffy und vom 11. Juli bis 7. August 2006 im Museumsquartier zu sehen sein.

Weitere Information zur Ausstellung unter www.logic.at/goedel2006/index.php

Kontakt:

Univ.-Prof. Dr. Karl Sigmund

Institut für Mathematik

Universität Wien

1090 Wien, Nordbergstraße 15

Tel: +43-1-4277-506 12

E-Mail: karl.sigmund@univie.ac.at

Rückfragehinweis:

Mag. Veronika Schallhart

Öffentlichkeitsarbeit und Veranstaltungsmanagement

Universität Wien

1010 Wien, Dr.-Karl-Lueger-Ring 1

Tel: +43-1-4277-175 30

Mobil: +43-664-602 77-175 30

E-Mail: veronika.schallhart@univie.ac.at

public.univie.ac.at